Freitag, 29. Juli 2016
Urgewalten I
Samstag, 30. Juli 2016
zuckende Mücken und dunkle Burgen
Sonntag, 31. Juli 2016
vom Götterfall nach Westen
Freitag, 29. Juli 2016
Urgewalten I
Wir hatten unsere Reise 2016 über Smyril Line gebucht und für jeden Tag eine Empfehlung für lohnenswerte Ziele dazu erhalten. An diesen haben wir uns größtenteils orientiert, da wir ja völlig unvoreingenommen nach Island gekommen waren und eigentlich keine Ahnung hatten, was uns erwartete.
Unser erstes Etappenziel an diesem Tag war die Schlucht Ásbyrgi. So machten wir uns auf den Weg, um auf der Straße 85 über Húsavík und die Halbinsel Tjörnes unser Ziel zu erreichen. Unterwegs legten wir Stopps in Húsavík und an einem Vogelfelsen ganz im Norden unserer Route ein.
Ásbyrgi
Nach einiger Zeit erreichten wir über die Zufahrtsstraße 861 die Schlucht Ásbyrgi. Zu unserem Erstaunen gab es hier einen richtigen Wald. Dies war wohl der relativ windgeschützten Lage in der Schlucht geschuldet. Vom Parkplatz aus machten wir uns zunächst auf den Weg zum Ende der Schlucht, wo sich ein malerischer kleiner See (genannt Botnstjörn) befindet. Darüber erhebt sich die ca. 100 Meter hohe Wand der Schlucht. Danach suchten wir noch eine Plattform höher über dem See auf, von wo man eine fantastische Aussicht auf die gesamte Szenerie hatte.
Apropos Wald: Wenn man in Island überhaupt so etwas wie Wald findet, sind die Bäume meist sehr klein. Es kursiert daher der Witz:
Wir findet man aus dem isländischen Wald heraus? – Aufstehen!
Wir hatten auch großes Glück mit dem Wetter, immer wieder kam die Sonne heraus und die Temperatur lag bei ca. 14°C (also für mich T-Shirt-Wetter).
Nachdem wir die Gegend eine ganze Zeit genossen hatten, führte unser Weg dann weiter zum Canyon Jökulsárgljúfur, wo wir insbesondere den berühmten Dettifoss aufsuchen wollten. Der Dettifoss kann sowohl von der östlichen als auch von der westlichen Seite erreicht werden. Wir nahmen die östliche Variante und bekamen mit der Straße 864 erstmals eine echte Schotterpiste unter die Räder.
Hafragilsfoss
Auf dem Weg zum Dettifoss lag der kleinere Hafragilsfoss, an dem wir natürlich einen Stopp einlegten. Eine nummernlose Stichstraße führt zu einem kleinen Parkplatz. Der Wasserfall liegt etwa zwei Kilometer flussabwärts vom Dettifoss. Hier vereinigt sich das Tal der Jökulsá á Fjöllum mit der Klamm Hafragil, nach welcher der Fall benannt wurde. Das aus dieser Klamm hinzuströmende Wasser ist auf den Fotos sehr schön an der türkisblauen Färbung zu erkennen. Die bis zu 100 Meter hohe Schlucht wird in diesem Abschnitt auch Hafragilsundirlendi genannt. Der Hafragilsfoss ist mit einer Fallhöhe von 27 Metern nach dem Dettifoss der zweithöchste Wasserfall im Canyon.
Dettifoss
Danach ging es dann weiter zum Dettifoss, dem größten (energiereichsten) Wasserfall Europas. Im Gegensatz zum Hafragilsfoss, wo man die Besucher an einer Hand abzählen konnte, war hier deutlich mehr los. Vom Parkplatz, der über die Straße 890 erreicht wird, ging es hier zunächst einige hundert Meter zu Fuß hinab in die Schlucht. Die genaue Position des Wasserfalls war schon von weitem an der riesigen Gischtwolke zu erkennen. Nach dem Abstieg ging es auf einem großen, steinigen Plateau weiter und man gelangt auf dieser Seite wirklich bis auf den letzten Zentimeter an die Fallkante heran. Keine Sicherung – nichts, tosende Wassermassen, ein ohrenbetäubender Lärm, ein Naturschauspiel von wilder, unglaublicher Schönheit! Und im Angesicht dieser Naturgewalt – welche die Erde geradezu erbeben lässt – eine Gelegenheit, zu verweilen und darüber nachzudenken, wie klein und unbedeutend der Mensch vor dieser grandiosen Kulisse eigentlich ist.
Der Dettifoss (übersetzt ’stürzender Wasserfall‘) ist aufgrund von Wasservolumen und Fallhöhe der leistungsstärkste Wasserfall Europas. Auf einer Breite von etwa 100 Metern ergießen sich die graubraunen Wassermassen ca. 44 Meter in die Tiefe. Die durchschnittliche Wassermenge liegt bei 193 m³/s (in den Sommermonaten bis zu 1.500 m³/s), dabei wird im Schnitt eine Leistung von etwa 85 Megawatt umgesetzt.
Neben dem vom Vatnajökull kommenden Schmelzwasser führt der Fluss auch große Mengen an Geröll mit. Ein Liter Wasser führt etwa 2 Gramm Sediment mit sich, rechnet man das mit der oben genannten durchschnittlichen Wassermenge von 193 m³/s hoch, macht das pro Sekunde 396 Kilogramm und am Tag mehr als 33.000 Tonnen. Zum Abtransport dieser Menge wären mehr als 600 Waggons erforderlich!
Durch das mitgeführte Geröll erfolgt eine starke Erosion, welche zur Vertiefung der Schlucht und zur Wanderung der Wasserfälle beiträgt. Im Bereich des Dettifoss wandert die Fallkante jedes Jahr etwa einen halben bis einen Meter flussaufwärts.
Auf der Suche nach einer dramatischen Landschaft für die Startsequenz des Science-Fiction-Films ‚Prometheus – Dunkle Zeiten‚ ist Regisseur Ridley Scott am Dettifoss fündig geworden.
Nachdem wir dem gigantischen Naturschauspiel eine ganze Zeit beigewohnt hatten, ging es wieder zurück zum Auto und in Richtung unseres Ferienhauses. Wir vollendeten die Runde und fuhren auf der Straße 864 weiter in Richtung Süden, bis wir wieder auf die Ringstraße stießen. Nach einem Zwischenstopp am Pass Námaskarð, von welchem wir einen hervorragenden Blick auf den Mývatn – unserem nächsten Tagesziel – hatten, ging es zurück zur Unterkunft. Unterwegs zog sich der Himmel zu und kaum angekommen, gab es einen kräftigen Gewitterregen. Im Anschluss wurden wir mit einem herrlichen Regenbogen belohnt.
Überhaupt hatten wir mit dem Wetter auf der ganzen Tour großes Glück. Zwar stimmte die oft gehörte Aussage, dass es in Island jeden Tag regnet, allerdings waren dies oft nur kurze Schauer oder Gewitter, welche auch fast immer von einem Regenbogen gekrönt wurden. Wirklich schlechtes Wetter hatten wir nur ein paar Stunden im Golden Circle und dann am Abreisetag beim Warten auf die Fähre.
Samstag, 30. Juli 2016
zuckende Mücken und dunkle Burgen
Unser Ziel für diesen Tag war das Gebiet um den See Mývatn. Auf dem Weg dorthin machten wir einen Stopp am Wasserkraftwerk Laxárvirkjun, wo wir uns auf den aufgestellten Informationstafeln kundig machten.
Grenjaðarstaður
Danach ging es weiter zum Grassodensiedlung von Grenjaðarstaður. In den historischen Gebäuden ist ein Museum untergebracht, in dem man viel über die frühere Lebensweise in Island lernen kann. Ein großer Teil ist aber auch ohne Eintritt auch frei zugänglich.
Mývatn
Danach ging es dann wirklich zum Mývatn. Dort wollten wir uns insbesondere die Pseudokrater Skútustaðagígar anschauen. Am Mývatn, was auf deutsch ‚Mückensee‘ bedeutet, sollen ja riesige Schwärme von Mücken herumfliegen. Es handelt sich zwar um nicht stechende Zuckmücken, lästig ist so etwas aber schon. Ich hatte mir in Vorbereitung der Reise extra einen Anglerhut mit Insektennetz zugelegt. Bei unserem Besuch glänzten die Mücken aber durch Abwesenheit, so dass ich den Hut nicht benötigte.
Der See hat nimmt eine Fläche von knapp 37 km² ein, ist im Schnitt nur etwas über 2 Meter tief und hat etwa 50 Inseln. Bekannt ist er auch für seinen Vogelreichtum.
Pseudokrater sind Krater, die durch eine Dampfexplosion entstanden sind. Lava strömt dabei über ein feuchtes Gebiet, zum Beispiel einen Sumpf oder ein Gewässer. Dabei verdampft das Wasser unter der Lava schlagartig und es kommt zur Dampfexplosion, durch die die Lava und mitgerissener Untergrund zu einem Krater aufgeworfen werden.
Der wesentliche Unterschied zu einem echten Vulkankrater besteht darin, dass der Pseudokrater über keine Verbindung ins Erdinnere verfügt.
Nach dem Rundgang um die Pseudokrater machten wir noch einen zweiten Stopp im Bereich des Sees, der hier im südöstlichen Teil sogar etwas bewaldet ist.
Dimmuborgir
Danach ging es weiter zum Lavafeld Dimmuborgir (‚dunkle Burgen‘). Auch dieses Lavafeld entstand durch das Aufeinandertreffen von Lava und Wasser und entwickelte dabei verschiedenste Felsformationen. Durch Dimmuborgir verlaufen mehrere Wanderwege mit unterschiedlichen Längen, die alle von einem Parkplatz mit Besucherzentrum starten.
Die Lava hat die verschiedensten Formen angenommen – Höhlen, Zinnen, ein paar imaginäre Gesichter, auch Elfen und Trolle soll es hier geben. Gesehen haben wir aber leider keine… Auch die isländischen Weihnachtsmänner, von denen es 13 Stück gibt, sollen hier zu Hause sein.
Víti
Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Krater Víti. Der Krater ist Bestandteil des sich über 100 km erstreckenden Vulkansystems der Krafla. Die bisher letzten Ausbrüche der Krafla fanden zwischen 1975 bis 1984 statt, die sogenannten Krafla-Feuer.
Víti (deutsch: Hölle) ist ein vulkanisches Maar, welches 1724 entstanden ist. Der Kratersee hat einen Durchmesser von 320 Metern und ist etwa 33 Meter tief.
Kurz nach unserem Eintreffen am Krater setzte leider starker Regen ein, so dass wir die eigentlich geplante Umrundung des Krater buchstäblich ins Wasser fallen ließen.
Auf dem Weg zum Krater, der über die Straße 863 führt, passiert man das Gelände des Krafla-Kraftwerkes Kröflustöð. Dieses Geothermalkraftwerk, eines der größten in Island, hat eine Leistung von 60 Megawatt.
Sonntag, 31. Juli 2016
vom Götterfall nach Westen
Goðafoss
Der erste Quartierwechsel stand an. Wir hatten an diesem Tag ca. 370 Kilometer bis in den Raum Borgarnes vor uns und deshalb nur wenige Stopps geplant. Das wichtigste Zwischenziel lag gleich am Anfang, der Wasserfall Goðafoss. Hier soll der Gode Þorgeir Ljósvetningagoði Þorkelsson im Jahr 1000 – nach der Übernahme des Christentums als Staatsreligion – die letzten heidnischen Götterbilder in den Wasserfall geworfen haben. Daher kommt der Name Goðafoss (deutsch: Götterwasserfall). Das Wasser des Skjálfandafljót stürzt hier auf einer Breite von 158 Metern etwa 11 Meter in die Tiefe.
Der Wasserfall ist ein beliebtes Touristenziel, wovon auch die zahlreichen Busse zeugten. Durch die Nähe zur Akureyri gelangen auch viele Kreuzfahrtpassagiere auf ihren Tagesausflügen hierher.
Der Goðafoss ist zwar nicht besonders hoch, durch seine im weiten Bogen liegende, von mehreren Felsen unterbrochene Form zählt er aber für mich zu den schönsten Wasserfällen in Island.
Akureyri
Weiter ging es dann nach Akureyri, der mit reichlich 18.000 Einwohnern größten Stadt im Norden von Island. Für uns war es eine Strecke von über 50 Kilometern, inzwischen ist die Strecke durch den 2018 neu eröffneten, mautpflichtigen Tunnel Vaðlaheiðargöng nur noch 35 Kilometer lang.
Wir schlenderten durch die Hafnarstræti, die Haupteinkaufsstraße der Stadt. Es war Sonntag und deshalb war es recht ruhig. Wir ließen uns ein Eis schmecken und machten uns dann wieder auf den Weg.
Víðimýrarkirkja
Weiter ging es auf der Ringstraße in Richtung Westen, von Fjord zu Fjord. Nach einer kurzen Pause in Varmahlíð machten wird kurz hinter dem Ort noch einen Stopp bei der Víðimýrarkirkja. Dies ist eine Torfkirche aus dem Jahr 1834, deren Giebelwände aus Holz und die Seitenwände aus Torf sind. Das Dach ist mit Gras bedeckt.
Gegen Abend trafen wir dann in unserem zweiten Ferienhaus ein. Es lag ca. 8 Kilometer hinter Bifröst und reichlich 20 Kilometer vor Borgarnes bei Munaðarnes in einer kleinen Ferienhaussiedlung nur wenige hundert Meter von der Ringstraße entfernt.
Das Haus hatte nicht ganz den Standard des ersten Ferienhauses, war aber völlig in Ordnung. Die Schlafräume waren etwas klein und eng und das Bad in der Hausmitte hatte keine Fenster. Das Haus hatte auch eine Terrasse und ebenso wie unser erstes Ferienhaus einen Hotpot. Diesen hätte man aber erst füllen und nachher auch reinigen müssen, so dass wir – im Nachhinein leider – auf dieses Vergnügen verzichtet haben.
In allen Ferienhäusern lag übrigens für jeden Gast ein Paket mit Bettwäsche und Handtüchern bereit. Die Endreinigung mussten wir selbst vornehmen, die Vorbewohner waren zum Teil auch recht unmotiviert an die Sache herangegangen. Aber so waren die Übernachtungen deutlich günstiger.