Sonntag, 7. August 2016
Wasser und Eis
Montag, 8. August 2016
schwarzer Sand und versteinerte Trolle
Dienstag, 9. August 2016
Urgewalten II
Sonntag, 7. August 2016
Wasser und Eis
Es ging nun in Richtung unseres vierten Quartiers der Reise 2016 in Kirkjubæjarklaustur. Unterwegs warteten aber noch zahlreiche Sehenswürdigkeiten auf uns. Nach einer reichlichen Stunde Fahrt erreichten wir das Gebiet um den Eyjafjallajökull. Das bis hierher flache Land wurde nun durch Berge und Gletscher abgelöst. Und damit gab es nun auch wieder zahlreiche Wasserfälle.
Seljalandsfoss
Unser erstes Ziel war der Seljalandsfoss. Dieser 66 Meter hohe Wasserfall kann mit einer Besonderheit aufwarten: man kann hinter ihm hindurchgehen! Dabei sollte man aber wasserfeste Kleidung anhaben, denn die Gischt ist oft so stark, dass man glaubt, mitten im Wasserfall zu stehen. Auch ist der steinige Untergrund dadurch extrem glitschig. Der Seljalandsfoss zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands und wird deshalb auch von zahlreichen Touristen aufgesucht.
Und auch unser nächstes Ziel war wieder ein Wasserfall, der Skógafoss. Auf dem Weg machten wir noch eine Pause an der Raststätte Heimamenn.
Skógafoss
Am Skógafoss stürzt die Skógá auf einer Breite von 25 Metern 60 Meter in die Tiefe. Man kann den Wasserfall sehr gut von unten betrachten, kann aber auch über 527 Stufen nach oben steigen. Dies haben wir aber aus Zeitgründen nicht gemacht.
Der Aufstieg zum Skógafoss ist übrigens der Beginn eines bekannten Trekkingweges, des Laugavegur. Über den Pass Fimmvörðuháls (wo 2010 der Ausbruch des Eyjafjallajökull begann) und weiter über die Þórsmörk kann man hier auf 78 Kilometer Gesamtlänge in fünf Tagen nach Landmannalaugar wandern.
Sólheimajökull
Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Sólheimajökull. Der Sólheimajökull ist eine etwa 10 Kilometer lange Gletscherzunge des viertgrößten isländischen Gletschers, des Mýrdalsjökull, unter dem sich der mächtige Vulkan Katla befindet.
Unter dem Mýrdalsjökull befindet sich mit der Katla einer der aktivsten und größten Vulkane Islands. Sie brach in den letzten 1000 Jahren etwa zwanzig Mal aus. Die Katla ist 1.450 Meter hoch, ihre Caldera hat eine Fläche von 100 km² und ist über 500 Meter tief. Der bis zu 700 Meter dicke Eispanzer des Gletschers bedeckt die komplette Caldera.
Die letzte belegbare Eruption fand 1918 statt. Der Ausbruck dauerte 24 Tage. Die Eruptionssäule erreichte eine Höhe von 14 Kilometern. Der Ausbruch hatte einen verheerenden Gletscherlauf zur Folge, bei dem sich über 200.000 m³/s Wasser und Schlamm über den Mýrdalssander ergossen (das ist deutlich mehr als das Abflussvolumen des Amazonas, des wasserreichsten Stroms der Erde). Dabei wurden Eisblöcke von bis zu 200 Metern Länge und über 1.000 Tonnen schwere Gesteinsbrocken mitgerissen. Durch das mitgeführte Material wurde die Küstenlinie ungefähr 500 Meter ins Meer hinausgeschoben, die Oberfläche des Sanders erhöhte sich um einen Meter.
Bei einem erneuten und längst überfälligen Ausbruch können die Anwohner nur kurzfristig gewarnt werden, den Bewohnern von von Vík í Mýrdal (mit reichlich 300 Einwohnern die einzige größere Ortschaft in der Umgebung) bleiben maximal drei Stunden Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen. Seit Jahren gibt es Evakuierungspläne, die Bewohner trainieren regelmäßig für den Ernstfall.
Über die von der Ringstraße abzweigende Straße 221 gelangten wir bis zu einem Parkplatz und setzten den Weg zu Fuß fort. Das Gletschereis ist größtenteils von schwarzen Schichten durchzogen. Dies sind einerseits Aschereste von Vulkanausbrüchen, aber auch Gesteinsabrieb, der beim Wandern des Gletschers entsteht.
Dann ging es weiter Richtung Osten. Da wir beim Besuch der Sehenswürdigkeiten viel Zeit verbracht hatten, planten wir um und ließen die eigentlich für diesen Tag geplanten Ziele Dyrhólaey und Reynisfjara aus, um sie am nächsten Tag in Ruhe nachzuholen. Nach einer kurzen Rast in Vík í Mýrdal errechten wir schließlich unser viertes und letztes Ferienhaus in Kirkjubæjarklaustur.
Dieses Haus war sehr malerisch an einem kleinen See gelegen. Die Ausstattung war auch hier ordentlich, allerdings gab es einige Mängel bei Bettwäsche und Handtüchern. Auch waren die Schlafräume zum Teil sehr beengt.
Montag, 8. August 2016
schwarzer Sand und versteinerte Trolle
Wir holten das am Vortag nicht geschaffte Programm nach und machten uns wieder auf den Weg in Richtung Vík í Mýrdal. Wir passierten den Ort aber und fuhren die Ringstraße weiter, um dann links in die Straße 218 einzubiegen. Kurz vor der Küste teilt sich die Straße und wir fuhren zunächst auf das 115 Meter hohe Plateau der Halbinsel Dyrhólaey.
Dyrhólaey
Bereits auf dem Fußweg vom Parkplatz zur Spitze der Halbinsel bot sich ein beeindruckender Blick auf den schwarzen Strand und die Küstenlandschaft bis hin zum Gebiet des Mýrdalsjökull mit dem Vulkan Katla, die sich aber in den Wolken versteckte.
Das Kap Dyrhólaey ist übrigens nicht der südlichste Punkt der Insel, dieser befindet sich noch einige Kilometer weiter östlich auf der Landzunge Kötlutangi. Diese beim Katla-Ausbruch 1918 entstandene Landzunge wird aber durch Erosion immer weiter abgetragen, so dass sich Dyrhólaey vermutlich den Rekord in absehbarer Zeit zurückholen wird. Bereits jetzt gibt es das Kuriosum, dass die bei Wikipedia angegebenen südlichsten Koordinaten der isländischen Hauptinsel (63°23′N, 18°45′W) bei Betrachtung mit einem Kartendienst mitten im Meer liegen!
Der tatsächlich südlichste Punkt Islands ist übrigens die 1963 bei einem submarinen Vulkanausbruch entstandene Insel Surtsey, gelegen südwestlich der Westmännerinseln (Vestmannaeyjar).
Aber egal, welches nun der südlichste Festlandspunkt ist, Dyrhólaey ist auf jeden Fall der wesentlich attraktivere.
An der Spitze des Kaps befindet sich ein Felsentor, welches der Halbinsel ihren Namen gab (Dyrhólaey heißt Türlochinsel). Auch ein Leuchtturm befindet sich nahe des Kaps. Es gibt hier auch zahlreiche Vogelnistplätze und tatsächlich sah ich hier die ersten Papageientaucher.
Nach einer kurzen Wanderung auf der Halbinsel ging es zurück zum Auto und nach der Abfahrt von Plateau nahmen wir das andere Ende der Straße 218 zum Strand Kirkjufjara. Auch hier gab es wieder Papageientaucher zu sehen. Auch hatte man einen fantastischen Blick über den schwarzen Strand Reynisfjara hin zum Berg Reynisfjall und den Felsnadeln von Reynisdrangar.
Während es in Luftlinie nur knapp 4 Kilometer bis zu den Reynisdrangar sind, ist der Weg mit dem Auto über die Straßen 218, 1 (Ringstraße) und 215 über 18 Kilometer lang.
Reynisfjara
Der schwarze Strand von Reynisfjara ist einer der bekanntesten Strände der Welt und wurde in den 90er Jahren zu einem der schönsten nichttropischen Strände der Welt gekürt. In Abhängigkeit vom Wetter kann es aber auch ein sehr wilder und dramatischer Ort sein. Die Wellen des Atlantik treffen hier auf die Küste und die weißen Schaum der ankommenden Wellen bildet einen herrlichen Kontrast zum schwarzen Untergrund.
Der schwarze Sand von Reynisfjara entstand durch Erosion von vulkanischem Gestein. Nach einer Legende sind die Reynisdrangar die Überreste von zwei Trollen, die versuchten, ein dreimastiges Schiff an Land zu ziehen. Als das Tageslicht kam, verwandelten sich die Trolle mit dem Schiff zu Stein. Die größte der Felsnadeln, Langsamur, ist übrigens stattliche 66 Meter hoch.
Während meiner Reise 2019 war ich erneut am schwarzen Strand. Dabei entstanden noch wesentlich mehr Aufnahmen.
Nach dem Strandbesuch gab es im nahe liegenden Café noch eine Stärkung, dann ging es nach Vík í Mýrdal. Hier gingen wir noch auf Souvenirjagd, füllten im örtlichen Supermarkt unsere Vorräte auf und machten uns dann wieder auf den Weg zu unserem Ferienhaus.
Dienstag, 9. August 2016
Urgewalten II
An unserem letzten frei verfügbaren Urlaubstag – der folgende Tag sollte und musste im Wesentlichen ein Reisetag sein – wollten wir den Gletscher Vatnajökull besuchen und machten uns auf in Richtung Skaftafell.
Kirkjugólf
Aber bereits am Rand von Kirkjubæjarklaustur machten wir den ersten Halt bei Kirkjugólf, dem so genannten Kirchenpflaster. Es besteht aus dem oberen Ende von Lavasäulen, die durch Gletscherabschliff nivelliert wurden und tatsächlich wie Pflastersteine aussehen.
Dverghamrar
Weiter ging die Fahrt und schon bald erreichten wir Dverghamrar. Die Basaltsäulenfelsen befinden sich direkt an der Ringstraße und sind auf jeden Fall einen kurzen Halt wert. Besonders schon ist von hier aus auch der Blick auf den in der Nähe gelegenen, 82 Meter hohen Wasserfall Foss á Síðu.
Skeiðarársandur
Nach einigen weiteren Kilometern entlang der steilen Berghänge öffnete sich das Land und wir erreichten den Skeiðarársandur, einen riesigen Sander (Schwemmebene) unterhalb der nun sichtbaren Zunge des Gletschers Vatnajökull, dem größten Gletscher Islands. Dieser ist auch Europas größter Gletscher außerhalb der Polarregionen. Über fast 30 Kilometer änderte sich das Bild nicht, der riesige Sander, der eine Fläche von 1.000 km² bedeckt, fächert sich bis zur Atlantikküste gar auf eine Küstenlinie von 56 Kilometern auf.
Irgendwann erreichten wir dann die Skeiðarárbrú, die 900 Meter lange Brücke über den Gletscherfluss Skeiðará. Mit dem Bau dieser Brücke wurde erst im Jahr 1974 die Ringstraße vollendet. Knapp 3 Kilometer weiter befindet sich ein Rastplatz mit einem Denkmal aus riesigen Trümmern der ersten Brücke, die im Jahr 1996 durch einen Gletscherlauf zerstört wurde.
Gletscherlauf ist eine Übersetzung des isländischen Begriffs jökulhlaup (jökull bedeutet Gletscher, hlaup bedeutet Lauf). Durch die Hitze eines unter dem Gletscher stattfindenden Vulkanausbruchs schmilzt ein Teil des Eises und das Wasser sammelt sich oft in einem See unter der Eisdecke. Durchbricht dieser See das Eis, entleert er sich in riesigen Fluten über tiefer gelegene Gebiete ins Meer.
29. September 1996
Ein kräftiges Erdbeben mit der Stärke 5 unter dem Gletscher kündigt einen eventuell bevorstehenden Vulkanausbruch an.
30. September 1996
Es gibt erste Warnungen vor einem Ausbruch des Bárðarbunga. Zahlreiche Erdbeben erschüttern das Gebiet.
1. Oktober 1996
Ein vier Kilometer langer Riss zwischen dem subglazialen See Grímsvötn und dem Bárðarbunga kündet vom erfolgten Ausbruch. Die Eisdecke über dem Grímsvötn hebt sich schnell, da sich immer mehr Wasser im unterirdischen See sammelt. Bis zu 500 Meter dicke Eisschichten schmelzen.
3. Oktober 1996
Ein weiterer Ausbruch schleudert vulkanisches Gestein in die Höhe, die Dampfsäule reicht in bis zu 10 Kilometer Höhe. Auf dem Gletscher öffnet sich eine Rinne.
10. Oktober 1996
Die Rinne ist bereits über 4 Kilometer lang. Immer mehr Schmelzwasser fließt entlang der Rinne Richtung Grímsvötn.
14. Oktober 1996
Die Ausbrüche hören auf. Es waren die größten Ausbrüche unter dem Gletscher seit 100 Jahren. Pro Sekunde schmolzen 5.000 m³ Eis, die Eisdecke hob sich durch den steigenden Wasserspiegel des Sees um 20 Meter pro Tag. Man erwartet einen Gletscherlauf, der aber zunächst ausbleibt.
5. November 1996
08:00
Eine Spalte von einem Kilometer öffnet sich und Wasser fließt, Eisbrocken mit sich reißend, über den Gletscher.
08:30
Eine 600 Meter breite und 4 Meter hohe Flutwelle rast über den Gletscher und den Sander auf die Ringstraße mit der Brücke zu.
09:00
Straße und Brücke sind überschwemmt. Im Gletscher reißen immer mehr Öffnungen auf.
10:00
Eisberge und Eisschollen mit einem Gewicht von bis zu 5.000 Tonnen werden über den Sander mitgerissen, das Flussbett des Gletscherflusses Gíkjukvísl verbreitert sich vom 400 auf 2.000 Meter. Aus dem Gletscher sind 15 Millionen Kubikmeter Eis gebrochen! Eisberge von mehreren hundert Tonnen treffen die Brücke der Ringstraße und zerstören sie.
23:00
Der Höhepunkt des Gletscherlaufs ist erreicht. 50.000 m³ Wasser pro Sekunde strömen herab, über mehrere Stunden ist dies nach dem Amazonas der wasserreichste Strom der Erde. Das Wasser hat für die 50 Kilometer Entfernung zwischen dem Grímsvötn und dem Rand des Gletschers etwa 11 Stunden benötigt.
6. November 1996
Der Gletscherlauf ist vorbei. Das Eisschild über dem Grímsvötn ist um 150 Meter eingesunken. Die Ringstraße wurde auf 6,4 Kilometern Länge komplett zerstört, weitere 6 Kilometer waren zum Teil schwer beschädigt. Der Gesamtschaden liegt bei 10-15 Millionen Dollar.
Nach 22 Tagen (!!!) wurde die Ringstraße wieder eröffnet.
Skaftafellsjökull
Bald darauf erreichten wir das Besucherzentrum am Skaftafell. Wir machten uns auf zur Gletscherzunge Skaftafellsjökull, neben dem etwas weiter östlich liegenden Svínafellsjökull eine der markantesten Gletscherzungen des Vatnajökull in dieser Gegend.
Nach einem erlebnisreichen Tag machten wir uns schließlich wieder auf den Weg zu unserem Ferienhaus.