Reise 2019

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Dienstag, 20. August 2019
Auf den Spuren der Lava

Mittwoch, 21. August 2019
vom Winde verweht…

Dienstag, 20. August 2019

Auf den Spuren der Lava

  • Wetter

    Temperatur 11 - 13°C ● bewölkt, kein Regen ● mäßiger bis starker Wind

Ich hatte für die Reise 2019 zwar einige konkrete Ziele, wollte aber auch spontan entscheiden. So hatte ich hatte mir am Morgen online ein Ticket für den Besuch der Raufarhólshellir (The Lava Tunnel) gekauft. Ich hege schon seit längerem den Wunsch, einmal in Island ‚Unterwelten‘ hinabzusteigen. Eigentlich ist mein großes Ziel der Þríhnúkagígur, ein erloschener Vulkan – aber in einem aktiven Vulkangebiet – und weltweit der einzige Vulkan, wo man in 120 Meter Tiefe das Innere einer vulkanischen Magmakammer erkunden kann. Der ganze Spaß ist aber nicht ganz billig (um die 350 Euro). Deshalb wollte ich die Gelegenheit nutzen, in der Raufarhólshellir erst einmal im Kleinen zu beginnen.

Der Termin war am Nachmittag und die Anfahrt in einer halben Stunde zu bewältigen. Deshalb beschloss ich, die Zeit bis dahin in Hveragerði und Umgebung zu verbringen. Ich begab mich zunächst zum Geothermalpark Hveragarðurinn, welcher mitten im Ort liegt.

Hveragarðurinn

Nach Entrichten der Eintrittsgebühr drehte ich eine Runde durch den Park. Hier kann man einen Spaziergang durch die heißen Quellen machen und einiges über die Geologie und Geschichte dieses Gebiets erfahren. Man kann ein Schlammbad für die Füße mit anschließendem Fußbad im natürlich warmem Wasser genießen. Außerdem kann man ein Stück Hot-Spring-Brot probieren, welches mit Erdwärme im Boden gebacken wird oder versuchen, ein Ei in einer heißen Quelle zu kochen. Die dazu erforderlichen Eier kann man ebenfalls an der Kasse erwerben.

Im Park befinden sich mehrere geothermale Quellen, die aber größtenteils versiegt sind. Es gibt aber einige interessante oder auch schaurige Geschichten über diese Quellen zu berichte. So wurde angeblich 1906 in Hveragerði die Straßenbeleuchtung eingeführt, nachdem nachts im Dunklen ein Mann in eine der Quellen gefallen war und bei lebendigem Leibe gekocht wurde. Die sogenannte Abfallquelle wurde, nachdem sie lange trocken war, von den Bewohnern als Mülldeponie genutzt. Bei einem Erdbeben wurde sie aber wieder aktiv und verteilte den Müll über den ganzen Ort.

Mitten im Park wird in einer großen Tonne Brot gebacken. Auch einen Geysir gibt es. Dieser bricht aber dermaßen pünktlich zu den vorhergesagten Zeiten aus, dass ich annehme, dass da jemand auf einen Knopf drückt und den angestauten Druck frei gibt.

3.5/5

Ein Besuch des Hveragarðurinn ist alles in allem interessant, aber kein Muss!
Dauer: ca. 60-90 min
Preis: 250 ISK / ca. 1.75 Euro (Stand 2019)

Raufarhólshellir

Anschließend erkundete ich noch die Umgebung der Stadt und machte mich dann auf den Weg zur Raufarhólshellir. Diese liegt in ca. 15 km Entfernung von Hveragerði an der Straße 39. Hier blies ein sehr starker Wind über die Hochebene, der mich schnell das Besucherzentrum aufsuchen ließ.

Es werden verschiedene Touren angeboten, ich hatte die Standardtour gebucht, die ca. eine Stunde dauert. Daneben gibt es auch noch eine mehrstündige Expertentour, die aber wohl eher etwas für klettererprobte Abenteurer ist.

Die Höhle ist ungefähr 1360 Meter lang (der Haupttunnel ca. 900 Meter), 10 bis 30 Meter breit und bis zu 10 Meter hoch. Die durchschnittliche Dicke der Decke beträgt etwa 12 Meter, außer dort, wo sie die Straße kreuzt. In der Nähe des Tunneleingangs hat die Decke nachgegeben und drei Deckenöffnungen sind entstanden.

In der Höhle bewegt man sich auf dem Weg, den die Lava während des Leitahraun-Ausbruchs nahm, der vor etwa 5200 Jahren östlich des Bláfjöll-Gebirges stattfand. Solche Lavaröhren werden gebildet, wenn ein aktiver niedrigviskoser Lavastrom eine kontinuierliche und harte Kruste entwickelt, die sich verdickt und ein Dach über dem noch fließenden Lavastrom bildet.

Im Besucherzentrum erhielten wir unsere Ausrüstung, die aus Helmen und Stirnlampen bestand. Nach einer kurzen Einweisung ging es dann zusammen mit zwei Guides in die Höhle.
Der Weg führte über steinigen und stolperigen Untergrund, zum Teil aber auch über Metallbrückenkonstruktionen. Nach dem Passieren der oben erwähnten Deckenöffnungen wurde es dunkel und Licht kam nur noch von den am Weg angebrachten Leuchten. Bei mehreren Zwischenstopps erfuhren wir von den Guides Interessantes zur Geschichte des Lavatunnels.

Am Ende des Tunnels gab es einen längeren Vortrag und dann ein interessantes Experiment: Es wurde für einige Minuten das Licht komplett ausgemacht! Der Effekt war wirklich beeindruckend, es herrschte absolute Dunkelheit und in der Stille glaubte man jeden einzelnen Wassertropfen zu hören, der von den Felswänden tropfte.
Nachdem das Licht wieder eingeschaltet wurde, mussten sich die Augen erst wieder daran gewöhnen und man sah zunächst eher schwarz-weiß, bis sich dann das normale Sehen wieder einstellte. Das war ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Insgesamt hatte sich der Besuch der Raufarhólshellir auf jeden Fall gelohnt.

4.5/5

Ein Besuch der Raufarhólshellir ist sehr zu empfehlen. Aufgrund der Temperaturen von ca 2-4°C und des tropfenden Wassers sollte auf angemessene Kleidung geachtet werden. Auch ist festes Schuhwerk erforderlich. Die Standardtour wird als leicht beworben, aufgrund des schwachen Lichtes und des zum Teil sehr steinigen Untergrundes sollte man aber schon sehr trittsicher sein.
Dauer: ca. 60 min
Preis: 6.900 ISK / ca. 45 Euro (Stand 2019)

Strandarkirkja

Nach dem Ende der Tour hatte sich das Wetter etwas beruhigt, der Wind war deutlich ruhiger als zuvor. Wegen des dramatischen Wolkenhimmels und des herrlichen Sonnenlichts dahinter beschloss ich, nochmals die Strandarkirkja aufzusuchen, um dort ein paar Fotos zu schießen. Ich hatte die Kirche bereits 2016 besucht und fotografiert. In der Zwischenzeit hatte ich bei YouTube ein Video eines Profifotografen gesehen, der die Kirche aus einer anderen Perspektive, mit viel Himmel, fotografiert hatte. Dies wollte ich nun auch tun.
Wenn man allein unterwegs ist, kann man ja auch problemlos wegen eines Fotos mal 55 km Umweg fahren! Und es hat sich gelohnt! Der Blick auf die Kirche mit dem dahinter liegenden Atlantik vor dramatischer Wolkenkulisse im Gegenlicht war einfach perfekt!
Wegen der durch das Gegenlicht extremen Kontraste musste ich das Bild dann zuhause mit Lightroom noch etwas optimieren und bin nun mit dem Ergebnis äußerst zufrieden.

Und weil es so schön ist, das Ganze nochmal in anderem Format mit und ohne HDR (einfach den Slider bewegen).

 

Im Anschluss machte ich noch einen Abstecher an der Küste entlang und besuchte kurz die Orte Þorlákshöfn, Eyrarbakki und Stokkseyri, ehe ich mich über Sellfoss wieder auf den Weg zu meinem Hotel machte.

Mittwoch, 21. August 2019

vom Winde verweht…

  • Wetter

    Temperatur 11 - 15°C ● bedeckt, kein Regen ● starker Wind mit stürmischen Böen

Harpa

Da das Wetter an diesem Tag extrem stürmisch war, beschloss ich, einen Abstecher nach Reykjavík zu machen. Hier bestand ja schließlich die Möglichkeit, sich vor der Witterung etwas zu schützen. Ich parkte meinen Mietwagen in der Nähe des Hafens und beschloss eine Besichtigung der Konzerthalle Harpa, deren Architektur schon von weitem beeindruckt und die zu einem neuen Wahrzeichen Reykjavíks geworden ist.

Ich bin beileibe kein großer Architekturfan, aber dieses Gebäude hat mich doch sehr beeindruckt. Viele Elemente sind an die isländische Natur angelehnt und erinnern an Lavagestein, Eisblöcke oder Basaltsäulen. Aufgrund des für die Fassade verwendeten Farbeffektglases bieten sich je nach Tages­licht­einfall viele interessante Lichtstimmungen.

Die Harpa erhielt zahlreiche renommierte Architekturpreise, darunter den Mies van der Rohe Preis für zeitgenössische Architektur der Europäischen Union und der Mies van der Rohe Stiftung.

Ich machte zunächst einen Rundgang durch das Gebäude und suchte auch einige der zahlreichen Shops auf. Anschließend besuchte ich die gerade laufende 360°-Videopräsentation ‚Iceland in a box‘. In dieser für die Weltausstellung Expo geschaffenen Aufführung werden dem Besucher auf fünf Leinwänden – also rundherum – Szenen aus der isländischen Natur gezeigt.

5/5

Eine Besichtigung der Harpa kann ich jedem Besucher von Reykjavík wärmstens empfehlen. Für Architekturfans ein absolutes Muss! Und nicht zuletzt eine Alternative bei unschönem Wetter.
Dauer: ca. 2-3 Stunden
Preis: Eintritt kostenlos, kostenpflichtige Führungen und Veranstaltungen, z.B. Island 360° 1500 ISK / ca. 10 Euro (Stand 2019)

Als ich die Harpa verließ, hatte sich das Wetter deutlich beruhigt, besonders der stürmische Wind hatte deutlich nachgelassen. Die Sonne ließ sich aber dennoch nicht blicken.

Ich wollte noch eine Runde durch die Innenstadt von Reykjavík drehen. Ich musste feststellen, dass sich speziell der Bereich am Hafen seit meinem letzten Besuch 2016 extrem verändert hatte. Es war faktisch ein neues Stadtviertel entstanden!

Bæjarins Beztu Pylsur

Als Erstes stand Reykjavíks berühmteste Hot Dog-Bude auf dem Plan, das Bæjarins Beztu Pylsur (übersetzt: Die besten Würste in der Stadt) in der Tryggvagata. Vor dieser Imbissbude steht fast immer eine längere Schlange. Hier haben sich auch schon zahlreiche Prominente eingereiht, angefangen von Bill Clinton und James Hetfield (Metallica) bis zu Charlie Sheen und Kim Kardashian. Und nun ich… 🙂

Da ich mich auf meine Islandreise gewissenhaft vorbereitet hatte, wusste ich auch, wie man den Hot Dog auf isländisch bestellt: ‚eina með öllu‚ (einer mit allem). Mit der Kamera vor dem Bauch eindeutig als Tourist zu identifizieren, erhielt ich von der Kassiererin einen Daumem hoch und ein ‚super‚.

Die Hot Dogs sind auf Basis von Lamm mit Schweine- und Rindfleisch, so wie auch viele der Würstchen, die man als Pylsur in den Supermärkten kaufen kann. Zusammen mit den weiteren Zutaten und Soßen ergibt das einen sehr leckeren Imbiß.

5/5

Wer Reykjavík besucht, sollte auch einen der Hot Dogs probieren! Es gibt mehrere Standorte in der Stadt.
Dauer: je nach Länge der Warteschlange
Preis: 470 ISK / ca. 3.50 Euro (Stand 2019)

Tjörnin

Anschließend lief ich zum Stadtsee Tjörnin. Hier wollte ich unter anderem das Rathaus (Ráðhús Reykjavíkur) besuchen, welches ein 3D-Reliefmodell von Island beherbergt. Dieses wollte ich mir unbedingt ansehen. Leider war das Relief aber genau in der Woche meines Besuches nicht verfügbar. Nun gut, hoffentlich ein anderes mal.

Aber wenn ich nun schon das Islandrelief nicht vor die Linse bekam, begegnete mir am Tjörnin immerhin noch eine fotofreundliche Möwe.

Danach besuchte ich noch den Buchladen Eymundsson in der Austurstræti. Wobei Buchladen deutlich untertrieben ist. Man bekommt hier auch Souvenirs, Schreibwaren und vieles andere. Die meisten der 15 Filialen in Island haben auch ein eigenes Café.

Anschließend machte ich mich auf den Rückweg und suchte unterwegs – aus Neugierde und zwecks Verpflegungsnachschub – noch Reykjavíks größtes Einkaufszentrum Kringlan auf.

Ursprünglich hatte ich noch vor, das Geothermalkraftwerk Hellisheidarvirkjun (auch Hellisheiði-Kraftwerk) zu besichtigen, das größte Kraftwerk Islands und das zweitgrößte geothermische Kraftwerk der Welt. Nun hatte aber just am Vortag Angela Merkel das Kraftwerk besucht, die sich gerade auf Einladung zum Sommertreffen der skandinavischen Regierungschefs in Island befand. Vermutlich durch den dadurch ausgelösten Medienrummel waren die Kraftwerksbesichtigungen komplett ausgebucht.

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