Montag, 27. Juni 2022
Der weiße Hai
Dienstag, 28. Juni 2022
Die Vögel
Montag, 27. Juni 2022
Der weiße Hai
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Wetter
Temperatur 8-14°C ● z.T. bewölkt, kein Regen ● schwacher bis mäßiger Wind
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Wegstrecke
Auto: 202 km / zu Fuß: 5 km
Die Reise 2022 hatte nun ihr Hauptziel erreicht. In den nächsten drei Tagen wollte ich die Halbinsel Snæfellsnes erkunden, wo fast dreißig Punkte auf meiner Liste standen.
Was ich am ersten Tag unbedingt erledigen musste, war Einkaufen. Die Supermarktoptionen waren Kassinn in Ólafsvík (40 km), Samkaup in Grundarfjörður (55 km) und Bónus in Stykkishólmur (90km). Ich entschied mich, nach Stykkishólmur zu fahren. Dort wollte ich sowieso hin und der Bónus versprach das beste Sortiment.
So fuhr ich über die Straßen 574 und 54 erst einmal einen Teil der Strecke vom Vortag wieder zurück. Unterwegs legte ich einen Stopp in Ytri Tunga ein, um zu sehen, ob die Robben etwa näher am Strand wären. Das war aber nicht der Fall, so dass ich nur ein paar Landschaftsbilder machte und dann weiterfuhr.
An der Abzweigung der Straße 56 liegt das kleine Hotel Rjúkandi mit einem Café, wo ich eine kleine Rast machte und mir einen leckeren Schokokuchen und einen Kaffee gönnte.
Sheep’s waterfall
Nach knapp 15 Kilometern auf der Straße 56 war links ein Parkplatz, den ich anfuhr. Dort war mein erstes Ziel, des Selvallafoss, auch Sheep’s waterfall genannt.
Mir kam ein deutschsprachiges Pärchen entgegen und ich schnappte die Worte ‚…und das steht nicht mal im Reiseführer‘ auf. Tja, in Island gibt es so viele Orte zu bestaunen, das passt halt alles in kein Buch hinein.
Der Selvallafoss ist insgesamt 19 Meter hoch, wobei auf die Hauptstufe reichlich 10 Meter entfallen. Hinter diese führt sogar ein Pfad. Man hat auch einen weiten Blick auf den unterhalb des Wasserfalls liegenden See Selvallavatn und das Lavafeld Berserkjahraun.
Stykkishólmur
Stykkishólmur ist eine Stadt mit ca. 1.300 Einwohnern, die hauptsächlich vom Fischfang und vom Tourismus leben. Von Stykkishólmur auf fährt auch die Fähre in die Westfjorde.
Die Stadt hat deshalb einen recht großen Hafen. Ihm vorgelagert ist die Basaltinsel Súgandisey, die mit einem Damm mit dem Festland verbunden wurde. Die Insel ist somit zu Fuß oder mit dem Auto erreichbar. Man kann über Treppen hinaufsteigen und von dort die Aussicht sowohl auf den Fjord als auch auf die Stadt genießen.
Auf Súgandisey steht ein kleiner, nur 3,5 Meter hoher Leuchtturm. Dieser wurde im Jahr 1948 errichtet. Er erhielt die Beleuchtung des alten Turmes in Grótta in Seltjarnarnes, der durch den Neubau Gróttuviti ersetzt worden war. In nördlicher Richtung blickt man bei gutem Wetter über die Schären und den Breiðafjörður bis zu den Westfjorden.
Auf einer Anhöhe innerhalb von Stykkishólmur steht die futuristisch anmutende Kirche Stykkishólmskirkja. Die Kirche wurde vom Architekt Jón Haraldsson entworfen und 1990 geweiht. Die Orgel stammt vom deutschen Orgelbauer Klais in Bonn.
Ich stöberte noch in Souvenirshops und erledigte dann meine Einkäufe im Bónus. Dann machte ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Etappenziel nach Bjarnarhöfn.
Hákarl
Mein Ziel war das Haifischmuseum in Bjarnarhöfn. Dieses liegt nur 25 Kilometer von Stykkishólmur entfernt. Nach 20 Kilometern zweigt die Straße 577 nach rechts von der Straße 54 ab und nach weiteren 2 Kilometern geht es dann nach links auf die Straße 5764 in Richtung Bjarnarhöfn. Das Museum Hákarlasafnið Bjarnarhöfn befindet sich in Familienbesitz und beschäftigt sich mit der Tradition des Haifischfangs in Island. Hier kann man erfahren, wie Haie gefangen und verarbeitet wurden. Das Museum zeigt auch zum Haifang verwendete Fischerboote und Werkzeuge sowie weitere Relikte.
Außerdem lernt man hier eine kulinarische Spezialität kennen: Hákarl. Das ist fermentierter Hai, der sogenannte Gammelhai. Dieser wird hier nach wie vor produziert, man kann die Herstellung kennenlernen und den Hai verkosten.
Hákarl ist eine alte isländische Spezialität, man kann aber auch Kuriosität sagen. Hákarl wird aus Grönlandhai produziert, welcher früher wegen des Öls gejagt wurde. Heute werden nur noch Haie verarbeitet, die als Beifang in die Netze geraten sind.
Grönlandhai ist ungenießbar bis giftig, denn das Tier verfügt über keine Nieren, die die Toxine abbauen. Somit reichert sich Harnstoff im Körper des Hais an. Durch die Fermentation kann das Gift aber neutralisiert werden. Dazu wird der Hai einer langwierigen Prozedur unterworfen.
Das herausgelöste Haifleisch wurde ohne Zugabe von Gewürzen oder ähnlichem vergraben und mit Steinen beschwert, um es auszupressen. Heute erfolgt dieser Schritt in Kisten. Er dauert je nach Jahreszeit zwischen sechs Wochen und drei Monaten. Dabei wird der Harnstoff zu Ammoniak umgewandelt. Im zweiten Schritt werden die Fleischstücke in Trockenhäusern aufgehängt. Hier kann das entstandene Ammoniak ausgasen. Dieser Schritt dauert zwei bis vier Monate. Es entstehen Fleischstücke, die von außen fast wie geräuchert aussehen, innen aber weiß sind. Verzehrt wird nur das weiße Fleisch, welches in kleine Würfel geschnitten serviert wird.
Die Konsistent erinnert etwas an Schinken oder Schinkenspeck und ist leicht gummiartig. Der Geruch ist noch immer vom Ammoniak geprägt und stechend.
Ich schaute mich zunächst selbst im Museum um. Dann bekam ich einen von einem Video begleiteten Vortrag über die Geschichte der Haiverarbeitung. Die Verkostung des Hákarl stellte mich vor kein Problem, ich kannte das ja schon. Anschließend durfte ich noch das Trockenhaus besichtigen.
Am Ende kam ich noch kurz mit dem Inhaber ins Gespräch. Auch nahm ich ein paar Stücke der Spezialität als Kostprobe mit nach Hause. Während man im Supermarkt den Hai nur in der Kühlung erwerben kann, gibt es hier speziell eingeschweißte kleine Stücke, die auch ohne Kühlung zwei Wochen haltbar sind,
Ein Besuch des Museum vermittelt interessante Einblicke in die Tradition des Haifischfangs. Und die Verkostung des Gammelhais ist auch eine kleine Mutprobe.
Dauer: ca. 30-60 min
Preis: 1.400 ISK / ca. 10 Euro (Stand 2022)
Am Fjord
Anschließend folgte ich der Straße 54 in Richtung Westen. Auch hier waren wieder herrliche Fjordlandschaften zu bestaunen. Den Ort Grundarfjörður mit dem markanten Berg Kirkjufell ließ ich heute links liegen, hier war für den nächsten Tag mehr geplant.
Dienstag, 28. Juni 2022
Die Vögel
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Wetter
Temperatur 10-16°C ● bewölkt, kein Regen ● mäßiger Wind
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Wegstrecke
Auto: 172 km / zu Fuß: 8 km
Dieser Tag sollte der Höhepunkt meiner Reise 2022 werden. Ich hatte mir bei LakiTours die Papageientaucher-Tour gebucht. Start war um 14:00 Uhr im Hafen von Grundarfjörður. Und auf dem Weg dorthin wollte ich den Westzipfel der Halbinsel Snaefellsnes erkunden.
Zunächst gab der Blick aus dem Fenster einen erfreulichen Anblick. Die Wolken der Vortage hatten sich verzogen, der Gipfel des Snæfellsjökull lag vor mir. So machte ich mich wohlgelaunt auf den Weg.
Laugarbrekka
Bereits nach wenigen 100 Metern gab es den ersten Stopp. An dieser Stelle befand sich bis 1881 der Hof Laugarbrekka. Hier wurde vor um 980, also vor über 1.000 Jahren, Guðríður Þorbjarnardóttir geboren. Guðríður ließ sich um das Jahr 1.000 in Vinland (Amerika) nieder, welches kurz zuvor von Leifur Eiríksson entdeckt worden war. Sie war vermutlich die erste weiße Frau, die in Amerika ein Kind zur Welt brachte. Sie ging später nach Rom und gilt bis ins vorige Jahrhundert als die am weitesten gereiste Isländerin.
Bis 1881 stand in Laugarbrekka eine Kirche, Reste von Torfkirche und Wirtschaftsgebäuden sind noch zu sehen. Der Legende nach war Laugarbrekka auch die Heimat des Saga-Helden Bárður Snæfellsás.
An der kleinen Gedenkstätte steht eine Statue von Guðríður Þorbjarnardóttir und ihrem Sohn Snorri Þorfinnsson. Diese Statue ist ein Abguss einer größeren Statue des isländischen Bildhauers Ásmundur Sveinsson. Sie wurde im Jahr 2000 vom damaligen isländischen Präsidenten Ólafur Ragnar Grímsson enthüllt. Die Originalstatue wurde 1938 für die Weltausstellung 1939/40 in New York angefertigt. Sie heißt Fyrsta hvíta móðirin í Ameríku – die erste weiße Mutter in Amerika.
Anfang April 2022 wurde die Statue gestohlen. Offenbar hatte sie jemand mit einer Motorsäge von ihrem Sockel entfernt. Sie tauchte einige Tage später vor dem Living Art Museum in Reykjavík wieder auf, wo sie in einer Kunstinstallation eines Raumschiffs versteckt war. Es stellte sich heraus, dass sie dort von zwei isländischen Künstlerinnen versteckt worden war. Diese bezeichneten die Statue als rassistisch (wegen ‚erste weiße Mutter‘) und sie solle deshalb in den Weltraum geschossen werden.
Dagverðará
Und wieder war es nicht weit zum nächsten Stopp Dagverðará á Snæfellsnesi. Dies ist die Ruine eines verlassenen Bauernhofs. Solche verlassenen Höfe findet man an vielen Stellen in Island und sie sind ein Zeichen für die grassierende Landflucht. Dem morbiden Charme vor grandioser Naturkulisse kann ich mich einfach nicht entziehen.
Leider muss man – nicht nur hier – feststellen, dass mit dem wachsenden Tourismus leider auch immer mehr Vandalismus festgestellt werden muss. Das beginnt mit Graffiti an Objekten wie diesem Hof und setzt sich fort mit rücksichtslosen Eingriffen in die Natur, wie zum Beispiel dem Herausreißen von Moos, um seine Initialen zu hinterlassen oder dem streng verbotenen Offroad-Fahren, welches jahrelange Spuren in der Natur hinterlässt. Die Strafen dafür sind zwar hoch, leider werden aber nur wenige erwischt. Ich kann einfach nicht verstehen, was in den Köpfen solcher Leute vor sich geht, in einem Land, in dem sie zu Gast sind, solche Dinge zu veranstalten.
Nach weiterer kurzer Fahrt auf der Straße 574 passiert man die Grenze zum Nationalpark Snæfellsjökull (þjóðgarðinum Snæfellsjökli). Dieser wurde 2001 geschaffen, um das Gebiet rund um den Vulkan Snæfellsjökull zu schützen und für die Nachwelt zu erhalten.
Lóndrangar
Und wieder war es nur ein Katzensprung bis zum nächsten Stopp. Lóndrangar sind zwei direkt an der Küste stehende Felsnadeln. Dabei handelt sich um die Schlote von Vulkanen, der eigentliche Vulkan rundherum ist der Meeresbrandung und der Erosion zum Opfer gefallen. Die beiden Säulen sind 75 und 61 Meter hoch.
In den Felsen der Steilküste tummeln sich zahlreiche Seevögel, wie zum Beispiel Papageientaucher, Trottellummen und Dreizehenmöwen und nutzen diese als Brut- und Nistplätze.
Auf den Bildern von Lóndrangar ist im Hintergrund schon der Leuchtturm von Malarrif zu sehen, mein nächstes Ziel. Ich war bies hier noch nicht einmal 10 Kilometer vorwärts gekommen und schon mehr als eine Stunde unterwegs. Mein Zeitplan geriet ins wanken.
Malarrif
Malariff ist bekannt für seinen Leuchtturm Malarrifsviti. Der erste Leuchtturm auf Malarrif wurde 1917 gebaut. Es handelte sich um einen 20 Meter hohen Turm mit Eisenrahmen, der in Reykjavík vorgefertigt und hier montiert wurde. Wegen starker Verwitterung und Rost wurde er 1946 durch den heutigen Leuchtturm ersetzt.
Der neue Leuchtturm vom Architekten Ágústi Pálsson ist ein 24,5 Meter hoher Betonturm mit vier tragenden Wänden, die ihm ein besonderes Aussehen verleihen.
Neben dem Leuchtturm befindet sich hier auch das Informationszentrum für den Snæfellsnes-Nationalpark. Früher gab es hier einen Bauernhof. Man hat von hier auch einen schönen Blick zurück nach Lóndrangar.
Djúpalónssandur
Nur 5 Kilometer weiter lag mein nächstes Ziel, Djúpalónssandur, welches man über die Stichstraße 572 erreicht. Djúpalónssandur ist eine Bucht und ein Strand, früher befand sich hier eines der größten Fischerdörfer der Halbinsel Snæfellsnes.
Über einen Pfad durch skurrile Felsformationen gelangt man vom Parkplatz hinunter zum Strand. Hier findet man als erstes die vier Hebesteine. Diese wurden von den Fischern verwendet, um die Kraft zu testen. Diese mussten dazu auf Hüfthöhe angehoben werden. Die Steine sind
- Amlóði/Nutzlos – 23 kg
- Hálfdrættingur/Schwächling – 54 kg
- Hálfsterkur/Halbstarker – 100 kg
- Fullsterkur/Vollstarker – 154 kg
Am Strand liegen überall verrostete Metallteile herum. Es handelt sich dabei um die Reste des englischen Fischtrawlers Epine GY7, der am 13. März 1948 auf Grund lief. Rettungsmannschaften aus der Umgebung eilten zu Hilfe, aber wegen des schlechten Wetters und der schweren See konnten nur 5 Mann der 19-köpfigen Besatzung gerettet werden. Mit der Zeit wurde das Wrack von der Brandung zerstört und die Teile auf dem schwarzen Strand verteilt.
Neben dem Pfad nach unten führt auch oben auf dem Felsen ein Weg oberhalb der Bucht in Richtung Meer.
Hólahólar
Das nächste Etappenziel war Hólahólar, der einzige DriveIn-Vulkankrater Islands. Nachdem ich zunächst auf die falsche Stichstraße abgebogen war, fand ich dann doch den richtigen Weg. Dieser führt direkt in den Ringwallkrater Berudalur hinein. Man hat den Eindruck, in einem großen Amphitheater zu stehen.
Die früher hier befindliche Farm gleichen Namens wurde im Jahr 1880 verlassen.
Nun war meine Zeitplanung endgültig gescheitert. Ich hatte in knapp drei Stunden gerade einmal 17 Kilometer Strecke zurückgelegt. Nach Grundarfjörður waren es noch 55 Kilometer und ich wollte natürlich rechtzeitig am Hafen sein.
So beschloss ich, die nächsten Ziele links liegen zu lassen und direkt bis kurz vor Grundarfjörður durchzufahren. Hier wartete ja noch das berühmteste Fotomotiv Island auf mich. Und so kurz vor dem Ziel war ich dann für alle Eventualitäten gerüstet. Also verzichtete ich auf den Vulkankrater Saxhóll – ich war ja schon auf dem Grábrók – sowie auf weitere Ziele im Bereich von Hellissandur, Rif und Ólafsvík. Ich hatte ja noch die Rückfahrt zur Verfügung und morgen war schließlich auch noch ein Tag.
Unterwegs machte ich nur noch einmal Halt. Kurz vor Hellissandur steht die Sendeanlage Gufuskálar (auch Sender Hellissandur genannt). Der Sendemast Gufuskálar ist ein Langwellensendemast und mit etwa 412 Metern Höhe ist er das höchste Bauwerk Westeuropas (vor dem Sendemast Belmont im Vereinigten Königreich mit 385 Metern) und das höchste Bauwerk Islands vor dem Sendemast Eiðar nördlich von Egilsstaðir (220 m), dem Smáratorg-Turm in Kópavogur (77,6 m) und der Hallgrímskirkja in Reykjavík (74,5 m).
Der gegen Erde isolierte Sendemast wurde 1963 für das Funknavigationssystem LORAN-C errichtet, welches 1994 abgeschaltet wurde. Der Sendemast Gufuskálar wurde daraufhin vom isländischen Rundfunk Ríkisútvarpið (RÚV) übernommen und dient seitdem zur Ausstrahlung eines Radioprogramms im Langwellenbereich, welches bei winterlichen Ausbreitungsbedingungen auch in weiten Teilen Deutschlands empfangen werden kann.
DAS Island-Motiv
Kurz vor Grundarfjörður liegt dann rechts ein großer, kameraüberwachter Parkplatz. Man wird angehalten, erst beim Abfahren zu zahlen. Von diesem – südlich der Straße gelegenen – Parkplatz sind es nur wenige Meter zum Kirkjufellsfoss. Nördlich der Straße liegt der bereits von weitem sichtbare, wohl berühmteste Berg Islands, der Kirkjufell.
Der 463 Meter hohe Berg sticht durch seine markante Form ins Auge. Er liegt direkt am Fjord Grundarfjörður, einem Seitenfjord des Breiðafjörður. Auch wenn es die steile Form nicht erwarten lässt, kann man den Berg durchaus besteigen, wenn auch streckenweise mit Hilfe dort angebrachter Seile.
Berühmt wurde der Kirkjufell auch als Drehort der Serie Game of Thrones.
Der Kirkjufellsfoss ist ein relativ kleiner Wasserfall, der Fluss Kirkjufellsá stürzt hier in zwei Stufen insgesamt 16 Meter in die Tiefe. Das berühmte Fotomotiv kann man nach Überqueren einer kleinen Brücke über die Kirkjufellsá schießen, wenn man den Wasserfall mit dem Berg im Hintergrund ablichtet.
Ich hatte hier zwar keine perfekten Lichtbedingungen, aber ein paar Fotos wollte ich dennoch machen. Es gab zwar wolkiges Wetter mit blauem Himmel, aber ausgerechnet hinter dem Berg war nicht viel blau zu sehen. Ein Grund, wieder einmal hier vorbeizuschauen.
Anschließend ging es herunter nach Grundarfjörður, um den Abfahrtsort für die Puffin-Tour zu finden.
Puffin-(Foto-)Jagd
Ich parkte direkt am Hafen, konnte aber keine Hinweise entdecken, wo es losgehen sollte. So fragte ich im Hafenbüro nach und man zeigte auf einen direkt gegenüber liegenden Kutter. Da es ein Stück in den Fjord hinausgehen sollte, machte ich mich mit Jacke und Wollmütze seetauglich, baute das Teleobjektiv an die Kamera und begab mit zur Pier.
Es warteten schon einige wenige Mitfahrer und bald erschienen auch zwei junge Frauen, welche unsere Besatzung darstellten, eine als Kapitänin, die andere als Guide. Es gab eine kurze Sicherheitseinweisung und dann ging es los. Wir waren insgesamt 9 Teilnehmer, davon noch zwei so wie ich mit einer ordentlichen Kamera bewaffnet.
Die Tour führte hinaus zur Vogelinsel Melrakkaey, welche in etwa 5 Kilometer Entfernung direkt am Eingang des Fjordes nördlich des Kirkjufell liegt. Die Insel steht wegen des reichen Vogellebens seit 1972 unter Naturschutz und darf nicht betreten werden. Sie ist von einer 2 Kilometer großen Schutzzone umgeben, in der auch nicht gejagt werden darf.
Interessanterweise ist diese Insel auf Google Maps nicht existent, weder in der normalen, noch in der Satellitenansicht. Auf OpenStreetMap ist dagegen sogar die Schutzzone eingezeichnet.
Zu den Seevögeln, die heute auf Melrakkaey nisten, gehören Kormorane, Eismöwen, Krähenscharben, Eiderenten und Papageientaucher. Um die Insel herum kann man auch Robben zu sehen bekommen. Wale kommen wohl nur selten in die Nähe.
Wir kamen zum Teil recht nahe an die Insel heran und es gelangen mir schöne Fotos. Das war manchmal nicht ganz einfach, der Kutter schwankte, ich musste mich mit einer Hand festhalten und mit der anderen die Kamera mit voll ausgefahrenem Teleobjektiv halten.
Die Puffin-Tour war auf jeden Fall einer der Höhepunkte meiner Reise 2022. Mit einer Unmenge an Fotos auf der Speicherkarte ging es zurück zum Hafen in Grundarfjörður.
Nach einer P-Pause und einem kurzen Besuch im Supermarkt machte ich mich auf den Rückweg. Die Himmel- und Wolkenkonstellation am Kirkjufell hatte sich leider nicht verändert. So fuhr ich gleich durch bis Ólafsvík.
Sehr interessante Tour, vor allem für Vogelliebhaber und Fotografen. Für gute Fotos ist ein ordentliches Teleobjektiv (>=300 mm) dringend zu empfehlen, man steht auf einem Boot und die Tiere sind meist auf der Insel, also schon eine beträchtliche Entfernung.
Dauer: ca. 90 min
Preis: 5.900 ISK / ca. 43 Euro (Stand 2022)
Ólafsvík
Ólafsvík ist ein Ort mit etwa 1.000 Einwohnern und liegt nördlich des Snæfellsjökull am Breiðafjörður. Schon in früher Zeit gab es hier wegen der reichen Fischgründe eine Siedlung. Wie viele andere Orte verfügt auch Ólafsvík über eine futuristische Kirche, die Ólafsvíkurkirkja.
Weiter ging die Fahrt um die Spitze der Halbinsel Snæfellsnes. In Rif bemerkte ich, dass ich zwei Wasserfälle verpasst hatte. Da die Zeit schon fortgeschritten war, verlegte ich den Besuch auf den nächsten Tag.
Hellissandur
Kurz vor Hellissandur machte ich einen Abstecher Richtung Ingjaldshóll, um die Kirche von Hellissandur, die Ingjaldshólskirkja, zu fotografieren. Diese 1903 errichtete Kirche ist die älteste Steinkirche Islands. Sie befindet sich auf einem kleinen Hügel, umgeben von Lupinenfeldern und mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Ein wunderschönes Fotomotiv!
Dann fuhr ich nach Hellissandur hinein. Der nur ca. 400 Einwohner zählende Fischerort gilt als ’street art capital of iceland‘. Die meisten Wandmalereien befinden sich in der Nähe der verlassenen Fischfabrik. Sie wurden 2018 von einem Team internationaler Künstler geschaffen.
Skarðsvík
Mein nächstes Ziel war Skarðsvík, einer der wenigen nicht schwarzen Strände in Island. Dorthin gelangt man über die Straße 579, die 4 Kilometer hinter Hellissandur rechts von der Straße 574 abzweigt. Nach knapp 2 Kilometern erreicht man Skarðsvík. Der gelborange Strand steht in strakem Kontrast zu der ihn umgebenden schwarzen Lava.
Da die Straße noch weiter führte, bin ich ihr noch bis Svörtuloft gefolgt.
Svörtuloft
Die westlichste Spitze der Halbinsel Snæfellsnes wird als Öndverðarnes (vom Meer her als Svörtuloft) bezeichnet. Schroffe hohe Klippen fallen hier steil in das Meer ab. Die Straße teilt sich kurz vor der Küste. Nach rechts geht es zur Spitze der Halbinsel mit dem Leuchtturm Öndverðarnesviti, der Weg nach links, dem ich folgte, führt zum größeren Leuchtturm Skálasnagaviti.
Von der Straße 574 aus sind es bis hier 6 Kilometer durch eine Lavalandschaft auf einer holperigen Schotterpiste in völliger Einsamkeit. Und auf dem Parkplatz am Leuchtturm stehen sechs Autos. Auch das zeigt wieder einmal die enorme Anziehungskraft auch solcher abgelegener Orte jenseits der üblichen Touristikrouten.
Nun war es aber wirklich schon recht spät und ich bin Richtung Hellnar aufgebrochen, um in Ruhe die vielen Eindrücke des Tages zu rekapitulieren.