Ringstraße – Hringvegur

Der Hringvegur (Ringstraße) oder auch Þjóðvegur 1 (Nationalstraße 1) führt, unter Auslassen einiger Halbinseln, einmal um Island herum. Sie ist somit der wichtigste Verkehrsweg des Landes.

Die Ringstraße wurde erst 1974 fertiggestellt. Seit 2019 ist sie komplett asphaltiert und mit Ausnahme einiger Brücken zweispurig ausgebaut. Nur im Raum Reykjavík kommen mehrspurige Abschnitte vor. Im Verlauf der Ringstraße befinden sich vier Tunnel.

Geschichtlicher Abriss

30er Jahre – In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde erstmalig eine durchgehende Straßenverbindung zwischen Reykjavík und Akureyri fertiggestellt. Die Straße führte damals noch komplett um den Hvalfjödur herum (heutige Straße 47). Auch Borgarnes wurde nicht direkt berührt, da noch keine Brücke über den Borgarfjörður existierte.

1945 – Die neue und heute noch stehende Brücke über die Ölfusá in Sellfoss wurde errichtet, nachdem die vorherige Brücke 1944 unter der Last eines Lkw zusammengebrochen war.

1947 – Die Brücke über die Jökulsá á Fjöllum in der Nähe von Grímsstaðir verkürzte den Weg zwischen Mývatn und Egilsstaðir deutlich. Zuvor musste man weit nördlich über den Öxarfjörður fahren.

1967 – Die heutige Brücke über die Jökulsá á Breiðamerkursandi am Jökulsárlón wurde errichtet.

1972 – Die heutige Brücke über die Skjálfandafljót am Goðafoss wurde errichtet. Ihre Vorgängerin steht heute noch.

1974 – Mit der Straße und der Brücke über den Skeiðarársandur wurde am 14. Juli 1974 die Ringstraße fertiggestellt.

1981 – Die Brücke über den Borgarfjörður bei Borgarnes wurde fertiggestellt. Bis zu ihrer Errichtung führte der Weg entlang der Straßen 50 und 53 und die Hvítá wurde etwa 4 Kilometer vor ihrer Mündung in den Fjord auf der 106 Meter langen Hvítárbrú bei Ferjukot in Verlauf der Straße 53 überquert.

1980 – Die Ringstraße ist zwischen Reykjavík und Hvolsvöllur asphaltiert.

1985 – Die Straße über den 325 Meter hohen Pass Víkurskarð zwischen Akureyri und Mývatn wurde in Betrieb genommen. Vor 1930 führte die Straße über den Bíldsárskarð (642 Meter), danach in 13 Spitzkehren über die Vaðlaheiði und den 520 Meter hohen Pass Steinskarð. Inzwischen wurde mit dem mautpflichtigen Tunnel Vaðlaheiðargöng eine komfortablere Verbindung geschaffen.

1990 – Die Ringstraße ist zwischen Reykjavík und Borgarnes asphaltiert.

1992 – Mit der Inbetriebnahme der neuen Brücke über das Markarfljót ist die Ringstraße nun bis Vík í Mýrdal asphaltiert.

1995 – Die Ringstraße ist nun von Reykjavík bis Akureyri asphaltiert.

1996 – Ein Gletscherlauf auf dem Skeiðarársandur zerstört große Teile der Ringstraße und die Skeiðarárbrú.

1998 – Der Tunnel Hvalfjarðargöng erspart den Weg um den Hvalfjörður. Er ist der erste Tunnel an der Ringstraße und der erste Unterseetunnel Islands.

2000 – Die südliche Ringstraße ist nun bis Höfn í Hornafirði asphaltiert.

2000 – Durch die Umverlegung der Ringstraße über die Háreksstaðaleið anstelle über die Möðrudalsleið wurde eine wettersichere Verbindung zwischen dem Norden und dem Osten geschaffen.

2005 – Der Tunnel Almannaskarðsgöng bei Höfn í Hornafirði ersetzte den mit über 16% steilsten Teil der Ringstraße über den Almannaskarð.

2008 – Die Ringstraße ist nun zwischen Akureyri und Egilsstaðir asphaltiert.

2011 – Die bei einem Gletscherlauf zerstörte Brücke über die Múlakvísl wurde innerhalb 100 Stunden durch eine Behelfsbrücke ersetzt!

2017 – Die neue Brücke über die Morsá ersetzt die Skeiðarárbrú.

2017 – Südlich von Egilsstaðir wird der Verlauf der Ringstraße bis Breiðdalsvík geändert und auf andere, bereits asphaltierte Straßen (92 und 96) und den Tunnel Fáskrúðsfjarðargöng verlegt. Damit entfiel der noch geschotterte Weg über die Breiðdalsheiði.

2018 – Der Tunnel Vaðlaheiðargöng bei Akureyri wird in Betrieb genommen.

2019 – Am Berufjörður nördlich von Djúpivogur wird der letzte Teil der Ringstraße asphaltiert.

Routenverlauf

Reykjavík bis Borgarnes

Verlässt man Reykjavík in westlicher Richtung, folgt man zunächst der Straße 49, dem Vesturlandsvegur. Am Ende des Stadtgebietes trifft man dann auf den Verlauf der Ringstraße, die von rechts aus südlicher Richtung heranführt und in die die Straße 49 nun übergeht (Pin 0 auf der Karte). Über mehrere zweispurige Kreisverkehre führt die Straße nun bis hinter Mosfellsbær, wo die Straße 36 in Richtung Þingvellir abzweigt.

Entlang der Küste und unterhalb des Bergmassivs Esja führt die Ringstraße nun nach Norden in Richtung des Hvalfjörður. Hier zweigt die Straße 47 ab, die den Fjord umrundet und bis 1998 neben einer Autofähre die einzige Möglichkeit war, den Meeresarm zu passieren. Heute führt die Ringstraße hier durch den Hvalfjarðargöng (Pin 1), der den Fjord in bis zu 165 Meter Tiefe unter dem Meeresspiegel unterquert.

Hinter dem Tunnel zweigt die Straße 51 nach Akranes ab. Die Ringstraße führt nun ein Stück entlang des Hvalfjörður und biegt dann wieder nach Norden ab. Sie trifft hier wieder auf die Straßen 51 und 47. Schließlich führt sie weiter an der Südseite des Borgarfjörður entlang, wo die Straße 50 abbiegt. Seit 1980 führt die Ringstraße hier nun über die etwa 520 Meter lange Borgarfjarðarbrú (Pin 2) über den Fjord direkt nach Borgarnes.

Borgarnes bis Akureyri

Am nördlichen Ende von Borgarnes zweigt links die Straße 54 ab, die nach Snæfellsnes führt. Nach etwa 20 Kilometern zweigt rechts die Straße 50 ins Reykholtsdalur und nach Húsafell ab. Nachdem man Bifröst (etwa 170 Einwohner und eine Universität!) passiert hat (Pin 3), zweigt nach links die Straße 60 in Richtung der Westfjorde ab.

Nach weiteren reichlich 50 Kilometern erreicht man am Hrútafjörður wieder die Küste. Hier zweigt die Straße 68 Richtung Hólmavík in den Westfjorden ab.

Die Ringstraße führt nun im Küstenhinterland in nordöstlicher Richtung weiter bis nach etwa 80 Kilometern Blönduós (etwa 900 Einwohner) erreicht wird (Pin 4). Nach weiteren 50 Kilometern, nun wieder in südöstlicher und östlicher Richtung wird Varmahlíð südlich des Skagafjörður erreicht (Pin 5). Hier zweigt die Straße 75 Richtung Glaumbær und Sauðárkrókur in nördlicher Richtung ab.

Die Ringstraße führt nun nach Osten weiter und überbrückt den Fluss Héraðsvötn. Nach links zweigt die Straße 76 ab, die bis in den Norden der Halbinsel Tröllaskagi führt. Die Ringstraße verläuft weiter durch das Norðurárdalur und über den etwa 540 Meter hohen Pass in der Hochebene Öxnadalsheiði. Sie passiert hier den südlichen Teil der Halbinsel Tröllaskagi mit ihren über 1.000 Meter hohen Bergen. Dann fällt sie wieder ins Tal Richtung Eyjafjörður ab.

Nachdem von links die Straße 82 aus Ólafsfjörður einmündet, wird 95 Kilometer hinter Varmahlíð schließlich Akureyri erreicht (Pin 6).

Akureyri bis Egilsstaðir

Die Ringstraße verlässt Akureyri in südlicher Richtung, danach wird auf einem Damm das Ende des Eyjafjörður überquert und die Straße folgt in nördlicher Richtung des Ostseite des Fjordes. Kurz vor dem Tunnel Vaðlaheiðargöng (Pin 7) zweigt die ehemalige Routenführung der Ringstraße als Straße 83 ab. Nach dem Passieren des Tunnels trifft die alte Trasse als Straße 84 wieder auf die Ringstraße. Etwa 30 Kilometer hinter Akureyri zweigt nun links die Straße 85 Richtung Húsavík ab.

Nach weiteren 4 Kilometern passiert man den direkt an der Ringstraße liegenden Wasserfall Goðafoss und gelangt dann in das Gebiet des Sees Mývatn. Die Ringstraße umrundet den See im Westen und Norden, man kann aber alternativ auch die Straße 848 in Süden und Osten des Sees nutzen. Diese Straße trifft in Reykjahlíð (Pin 8) wieder auf die Ringstraße, in die kurz vorher die Straße 87 aus Richtung Húsavík einmündete.

Die Ringstraße führt nun in Richtung Osten, passiert den Pass Námaskarð mit dem Geothermalgebiet Hverarönd und erreicht nach etwa 30 Kilometern die Brücke über die Jökulsá á Fjöllum (Pin 9). Unterwegs zweigen links noch die Straßen 863 Richtung Krafla und 862 Richtung Dettifoss ab, rechts geht es über die Straße F88 in Richtung Askja.

Hinter der Brücke und dem Abzweig der Straße 864 Richtung Dettifoss führt die Ringstraße nun in südöstlicher Richtung in höher gelegene Gebiete, die einer Mondlandschaft gleichen. Nach etwa 26 Kilometern zweigt rechts die bis ins Jahr 2000 benutze alte Streckenführung über Möðrudalur als Straße 901 ab (Pin 10), um 40 Kilometer weiter wieder auf die Ringstraße zu treffen. Im Verlauf dieser Strecke über die Möðrudalsöræfi mündet links die Straße 85 ein, die über Húsavík und die nordöstlichen Halbinseln Melrakkaslétta und Langanes hier wieder auf die Ringstraße trifft.

Die Ringstraße folgt nun dem Tal der Jökulsá á Brú in nordöstlicher Richtung, um nach 40 Kilometern scharf nach Süden abzubiegen. Nach weiteren 20 Kilometern wird dann Egilsstaðir erreicht (Pin 11).

Egilsstaðir bis Höfn

Im Gebiet von Egilsstaðir zweigen die Straßen 94 nach Borgarfjörður und 93 nach Seyðisfjörður von der Ringstraße ab. Die Ringstraße verlief bis 2017 geradeaus durch den Ort. Danach wurde sie auf die bereits asphaltierten Straßen 92 und 96 verlegt. Die alte Trasse über die Breiðdalsheiði, die zum Teil noch geschottert ist, wurde zur Straße 95.

Nach Passieren des Reyðarfjörður unterquert die Straße im Fáskrúðsfjarðargöng (Pin 12) den Höhenzug bis zum Fáskrúðsfjörður und folgt ab da der Küste. Bei Breiðdalsvík trifft die Ringstraße dann wieder auf die alte Trasse.

Die Ringstraße folgt nun unter Ausfahren aller Fjorde immer der Küste. Die Fahrstrecke von Breiðdalsvík bis Höfn beträgt 160 Kilometer, Luftlinie sind es nur 83 Kilometer. Unterwegs wird mit Djúpivogur (Pin 13) die einzige Ortschaft berührt.

13 Kilometer vor Höfn wird nach dem Passieren der Lagune Lón mit dem Almannaskarðsgöng der vierte Tunnel im Verlauf der Ringstraße durchquert (Pin 14). Höfn (Pin 15) selbst liegt nicht direkt an der Ringstraße, sondern wird durch die abzweigende Straße 99 erreicht.

Höfn bis Vík í Mýrdal

Die Ringstraße führt nun bis hinter den Skeiðarársandur immer zwischen dem Gletscher Vatnajökull auf der rechten und der Küste auf der linken Seite entlang. Aufgrund dieser eingeengten Lage zweigen auch kaum nennenswerte Straßen ab, dafür ist der Blick auf die zahlreichen Gletscherzungen umso faszinierender.

Nach etwa 80 Kilometern wird auf der Brücke über die Jökulsá á Breiðamerkursandi der Jökulsárlón passiert (Pin 16). Danach wird in der Öræfi mit dem Öræfajökull der südlichste Teil des Vatnajökull umrundet. Die Ringstraße führt nun für etwa 20 Kilometer in nordwestliche Richtung bis ins Skaftafell. Hier biegt die Straße 998 zum Besucherzentrum Skaftafellsstofa ab und die Ringstraße dreht nun in südwestliche Richtung ab.

Nach 2,5 Kilometern passiert man das Skeiðará Bridge Monument und weitere 2,5 Kilometer weiter auf der neu trassierten Ringstraße die alte, im Jahr 2017 stillgelegte Skeiðarárbrú (Pin 17).

Nach einer langen, etwa 25 Kilometer langen Strecke durch den Skeiðarársandur wird mit Erreichen des markanten Berges Lómagnúpur das Gebiet des Vatnajökull verlassen. Die Ringstraße führt nun entlang der Berghänge bis in das Gebiet von Kirkjubæjarklaustur (Pin 18) Danach wird in südwestlicher Richtung das Lavafeld Eldhraun durchquert. Nach einem zwischenzeitlichen Schwenk nach Süden wird der Mýrdalssandur durchquert und die Ringstraße erreicht Vík í Mýrdal (Pin 19).

Vík í Mýrdal bis Sellfoss

Hinter Vík í Mýrdal erklimmt die Ringstraße mehrere Höhenzüge. In diesem Bereich zweigen die Straßen 215 nach Reynisfjara und 218 nach Dyrhólaey ab. Danach geht es wieder in die Ebene, mit der Küste links und den Gletschern Mýrdalsjökull mit der Katla sowie später dem Eyjafjallajökull zur Rechten.

Die Straße passiert den Parkplatz zum Sólheimasandur Plane Wreck (Pin 20) sowie später das Gebiet um den Skógafoss. Kurz vor dem Überqueren der Brücke über den Markarfljót (Pin 21) biegt rechts die Straße 249 zum Seljalandsfoss ab, die später in die F249 Richtung Þórsmörk übergeht. Die Landschaft ändert sich nun deutlich, die Bergzüge zur Rechten sind verschwunden und die Fahrt führt durch eine hüglige Ebene. Unmittelbar hinter der Markarfljót-Brücke zweigt links die Straße 254 zum Hafen Landeyjahöfn ab, von wo aus die Autofähre nach Vestmannaeyjar verkehrt.

Nach knapp 20 Kilometern wird Hvolsvöllur durchquert, 13 Kilometer weiter Hella. Auf dem folgenden Teilstück zweigen rechts die Straßen 26 in Richtung Hochland und Sprengisandur sowie später die Straße 30 ab, die zum Hochland (über die Straße 32) aber auch zum Golden Circle führt.

Einige Kilometer weiter wird dann Sellfoss erreicht, das Versorgungszentrum des Gebietes (Pin 22).

Sellfoss bis Reykjavík

In Sellfoss zweigen die Straßen 33 und 34 zu den Küstenorten Stokkseyri und Eyrarbakki ab. Die Ringstraße überquert auf der Ölfusárbrú die Ölfusá. Am westlichen Ortsende zweigt die Straße 35 in den Golden Circle ab. Nach 12 Kilometern wird Hveragerði berührt, hier zweigt die Straße 38 Richtung Þorlákshöfn und zur Halbinsel Reykjanes ab.

Die Ringstraße erklimmt nun in zahlreichen Kurven die Hochebene Hellisheiði (Pin 23). Nach dem Passieren des Hellisheiði-Kraftwerks (Hellisheiðar­virkjun) zweigt die Straße 39 Richtung Þorlákshöfn ab.

Die Ringstraße verlässt nun langsam wieder die Hochebene und erreicht nach einigen Kilometern die Hauptstadtregion von Reykjavík. Hier schließt sich an der Einmündung der Straße 49 der Kreis, der Ausgangspunkt ist wieder erreicht (Pin 0)

Brücken

 

Borgarfjarðarbrú

Eröffnung: 1981 ● Länge: 520 Meter ● zweispurig

Die Borgarfjarðarbrú ist nach der Skeiðarárbrú im Süden Islands, die aber seit 2017 nicht mehr in Betrieb ist, die zweitlängste Brücke Islands. Sie überquert den Borgarfjörður unmittelbar im Süden von Borgarnes und verbindet die Stadt direkt mit dem südlich gelegenen Teil Islands. Die Brücke wurde im Jahr 1980 fertiggestellt und am 13. September 1981 eröffnet.

Die Borgarfjarðarbrú verkürzte die Strecke zwischen Reykja­vík und Borg­ar­nes um 28 Kilometer. Bevor die Brücke gebaut wurde, führte die Ringstraße weiter am Borgarfjörður hinauf. Sie überquerte den Fluss Hvítá etwa 4 Kilometer aufwärts seiner Mündung in den Borgarfjörður an der Brücke bei Ferjukot. Der alte Verlauf entspricht den heutigen Straßen 50 und 53, in deren Verlauf auch die alte Hvítábrú liegt.

Brücke über die Jökulsá á Breiðamerkursandi

Eröffnung: 1967 ● Länge: 108 Meter ● einspurig

Seit 1932 gab es an dieser Stelle eine Fährverbindung, die durch die Brücke abgelöst wurde. Da über die Jökulsá á Breiðamerkursandi immer wieder große Eisberge unter der Brücke hindurchtreiben, wurde sie relativ hoch gebaut und die Ringstraße zu beiden Seiten über Rampen erhöht.

Um den Abfluss von für die Brücke zu hohen Eisbergen zu verhindern, sind am Boden des Flusses Dämme aufgeschüttet. Da sich der größte Teil eines Eisberges unter Wasser befindet, kann die Brücke durch diese trickreiche Maßnahme gut geschützt werden.

In jedem Fall sollte man sich beim Passieren der einspurigen Brücke auf den Verkehr konzentrieren, der Blick auf die im Wasser treibenden und blau leuchtenden Eisberge ist sehr verlockend.

Skeiðarárbrú

Eröffnung: 1974 ● Länge: 904 Meter ● einspurig ● zerstört 1996
Wiederaufbau: 1996 ● Länge: 880 Meter ● einspurig ● stillgelegt 2017

Mit dem Bau der Skeiðarárbrú, der längsten Brücke Islands, wurde 1974 die Ringstraße vollendet. Sie galt als technische Errungenschaft, da sie auf tiefem Sand über einem sich ständig verändernden Flusslauf mit regelmäßigen Gletscherläufen gebaut wurde. Ein solcher wurde ihr im Jahr 1996 zum Verhängnis, die Brücke wurde zum großen Teil zerstört und in der Folge etwas kürzer wieder aufgebaut. Die einspurige Brücke erhielt fünf Ausweichstellen.

Da sich die Flussläufe im Skeiðarársandur völlig verändert hatten, wurde die Skeiðarárbrú 2017 stillgelegt. Die Ringstraße überquert neben der alten Brücke auf einer nur noch 68 Meter langen neuen Brücke die nun hier fließende Morsá.

Tunnel

Hvalfjarðargöng

Bauzeit: 1996 – 1998 ● Länge: 5.770 Meter ● Fahrzeuge/Tag: 7.500

Am 11. Juli 1998 wurde der Hvalfjarðargöng eröffnet. Es ist der erste Unterseetunnel Islands. Es verkürzt den Weg um den namensgebenden Hvalfjörður um fast 50 Kilometer. Auch konnte die Autofähre zwischen Reykjavík und Akranes eingestellt werden. In den ersten 20 Jahren, also bis 2018, war der Tunnel mautpflichtig. Damit sollten die Baukosten wieder eingespielt werden. Am nördlichen Tunnelende befanden sich die Mautstationen, eine Durchfahrt mit dem Pkw kostete 1.000 ISK. Dadurch dürften bei der angegebenen Auslastung von 5.500 Fahrzeugen pro Tag allein durch Pkw zwischen 250 und 300 Millionen Euro an Maut eingenommen worden sein.

Fährt man durch den Tunnel, geht es zunächst kräftig bergab (bis zu 8%), schließlich liegt der Tunnel bis zu 165 Metern unter dem Meeresspiegel.

Bei einem Tunneltest des ADAC im Jahr 2010 wurde der Tunnel als ‚mangelhaft‘ bewertet. Seitdem wurde aber zahlreiche Verbesserungen eingebaut. Meiner Meinung nach muss man hier aber auch die anderen Umstände in Island berücksichtigen. Die Verkehrsdichte ist wesentlich geringer, selbst ein kleinerer Tunnel wie der Warnow-Tunnel in Rostock bringt es auf mehr als die doppelte Verkehrsdichte. Auch ist der Anteil an Lkw deutlich geringer.

Vaðlaheiðargöng

Bauzeit: 2013 – 2019 ● Länge: 7.206 Meter ● Fahrzeuge/Tag: 1.900

Mit der Eröffnung des Vaðlaheiðargöng am 12. Januar 2019 verkürzte sich die Strecke von Akureyri Richtung Mývatn um 16 Kilometer. Hier gab es früher schon verschiedenste Routenführungen. Bis 1930 führte die Straße über den 642 Meter hohen Pass Bíldsárskarð. Danach gab es eine Strecke über die Vaðlaheiði, die den 520 Meter hohen Pass mit 13 Spitzkehren überwand (jetzige Straße 832). 1985 wurde schließlich die Straße über den 325 Meter hohen Pass Víkurskarð in Betrieb genommen.

Alle diese Streckenführungen hatten das Problem einer großen Witterungsabhängigkeit, sie waren im Winter zeitweise nicht passierbar. Deshalb wurde das Tunnelprojekt in Angriff genommen.

Der ehemalige Streckenverlauf über den Víkurskarð wurde in die Straßen 83 und 84 umgewidmet. Der Tunnel soll durch eine Maut auf 25 Jahre refinanziert werden. Es gibt hier aber keine Mautstationen, die Maut muss online bezahlt werden. Für einen Pkw liegt die Gebühr bei 1.500 ISK bei Zahlung innerhalb von drei Stunden.

Fährt man die Ringstraße von Osten in Richtung Mývatn, ist trotz des längeren Weges der Weg über die alte Strecke (Straße 84) empfehlenswert, da man bei passendem Wetter nach dem Passieren des Passes einen fantastischen Blick auf den Eyjafjörður hat.

Fáskrúðsfjarðargöng

Bauzeit: 2003 – 2005 ● Länge: 5.850 Meter ● Fahrzeuge/Tag: 900

Der 2005 eröffnete Tunnel unterquert den Bergzug zwischen den Fjorden und Ortschaften Reyðarfjörður und Fáskrúðsfjörður. Die Wegstrecke wird dadurch um 34 Kilometer verkürzt, da zuvor das komplette Ausfahren des Fjordes notwendig war (jetzige Straße 955). Der Tunnel lag an der Straße 96, die bei Reyðarfjörður von der von Egilsstaðir kommenden Straße 92 nach Süden abzweigte. Seit 2017 gehört die Strecke zur Ringstraße, die auf diese Strecke verlegt wurde.

Almannaskarðsgöng

Bauzeit: 2004 – 2005 ● Länge: 1.308 Meter ● Fahrzeuge/Tag: 700

Der Tunnel wurde 2005 nach reichlich einjähriger Bauzeit und viel schneller als prognostiziert eröffnet. Er ersetzte die Fahrt über den Almannaskarð, einen 153 Meter hohen Pass.

Trotz der relativ geringen Höhe war die Passstraße über den Almannaskarð außerhalb der Sommerzeit immer wieder unpassierbar. Damit fehlte dann die einzige direkte Straßenverbindung vom Westen in den Osten Islands, was zum Beispiel von Reykjavík nach Djúpivogur einem Umweg von fast 300 Kilometern über die nördliche Ringstraße notwendig machte.

Außerdem war die alte Passstraße schmal, nur geschottert und mit bis zu 17 % Gefälle sehr steil. Das Foto zeigt den Verlauf der alten Straße im Süden des Passes und die Zufahrt zum Tunnel.