Man begegnet ihnen überall, wenn man durch das Land reist, einzeln, in Gruppen oder eine ganze Herde – Islandpferde. Schließlich gibt es auf der Insel etwa 90.000 von ihnen. Weltweit sind es sogar um die 300.000, die zweithöchste Anzahl gibt es übrigens in Deutschland.
Steckbrief
Das Islandpferd gehört zu den Kleinpferden. Das Stockmaß beträgt zwischen 130 und 145 cm. Dieses wird am Widerrist, dem erhöhten Übergang vom Hals zum Rücken, gemessen. Die Isländer werden deshalb oft als Islandponys bezeichnet. Das hört man hier aber gar nicht gern. In Island heißen Pferde hestur (Pferd) – die Bezeichnung Pony gibt es gar nicht. Schließlich besitzen sie die genetische Konstitution, Intelligenz und Stärke eines Pferdes, wie die Isländer betonen!
Die Tiere werden bis zu 40 Jahre alt und bringen zwischen 300 und 500 Kilogramm auf die Waage. Islandpferde weisen wahrscheinlich das größte Farbspektrum von allen Pferderassen der Welt auf, denn man legte in der Zucht niemals Wert auf die Farbe. Vom Charakter her gelten sie als gutmütig und freundlich. Da die Tiere keine natürlichen Feinde in ihrer Umgebung haben, sind sie kaum schreckhaft und entsprechend kontaktfreudig.
Traditionell bekommen die Islandpferde in allen Ländern isländische Namen. Die Namensgebung hat eine ganz eigene Tradition. Manche beziehen sich auf die Farbe der Tiere, andere verweisen auf das Temperament und die Persönlichkeit, weitere Namen leiten sich aus der nordischen Mythologie ab.
Geschichte
Die Wikinger und die Kelten brachten im 9. Jahrhundert mit ihren Schiffen die ersten Pferde auf die Insel. Man muss annehmen, dass sie für die lange und anspruchsvolle Reise nur die besten und stärksten Tiere auswählten. Durch Kreuzung der germanischen und keltischen Pferde und Ponys entstand so die weltweit bekannte Rasse der Islandpferde. Diese war hervorragend an die klimatischen und geografischen Bedingungen angepasst und vielseitig einsetzbar, sowohl als Reit- als auch als Arbeitspferd.
Seitdem hat sich die Rasse verändert und weiter an die Umgebung angepasst. Die Pferde tragen im Winter ein dickes Winterfell, das im Frühling wieder abwerfen. Sie kommen somit gut mit starken Winden und Schneestürmen klar. Die Pferde waten durch Gletscherflüsse und durchqueren problemlos unwegsames Gelände.
Schutz der Rasse
Bereits im Jahr 982 verabschiedete das isländische Parlament Alþingi ein Gesetz, dass die Einfuhr anderer Pferderassen ins Land untersagte. Somit wurde die Rasse über 1.000 Jahre lang völlig isoliert auf der Insel gehalten. Die Isländer sind deshalb die älteste reinrassige Pferdeart der Welt. Um die Reinzucht auch in Zukunft zu gewährleisten, gilt auch heute in Island ein Importverbot für Pferde. Und hat ein Pferd die Insel einmal verlassen, darf es nie wieder zurückkehren (und sei es für die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft).
Wegen der geographischen Isolierung Islands kommen hier nur sehr wenige Pferdekrankheiten vor. Auch Impfungen werden hier nicht benötigt. Deshalb gibt es auch strenge Beschränkungen für die Einfuhr bzw. das Mitführen von Reitutensilien. Gebrauchtes Reitequipment darf nur mit einer nachweislich ordnungsgemäßen Desinfektion ins Land gebracht werden. Gebrauchtes Reitmaterial aus Leder darf überhaupt nicht eingeführt werden, da sich Leder nicht ausreichend desinfizieren lässt.
5-Gang-Antrieb
Die Islandpferde beherrschen neben den üblichen Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp zusätzlich die Gangarten Tölt und Rennpass (Skeið). Besonders der Tölt ist sehr beliebt, denn der Reiter sitzt dabei nahezu erschütterungsfrei auf dem Pferd. Tölt ist eine Vier-Takt-Gangart, dabei ist immer ein Bein am Boden. Tölt kann sehr langsam bis sehr schnell geritten werden.
Mythologie
In der Mythologie spielen Pferde eine große Rolle. So hatte Odin, der Göttervater, das beste Pferd von allen: Sleipnir, einen achtbeinigen Hengst. Laut der Saga hat Sleipnir seinen Huf auch in Island aufgesetzt und hinterließ dabei die hufeisenförmige Ásbyrgi-Schlucht.
Das Pferd war für die Wikinger ein Fruchtbarkeitssymbol. Und auch in der neuen Heimat Island war es ein Zeichen von Macht und Ansehen. Das bedeutete auch. wenn ein Anführer starb, musste das Pferd ihm ins Grab folgen.
Verhaltensregeln für Reisende
Touristen sollten sich an bestimmte Regeln halten:
- die Pferde niemals als Ponys bezeichnen
- man kann die Tiere an der Umzäunung meist problemlos streicheln…
- …sollte sie aber auf keinen Fall füttern
- man darf nicht über die Abgrenzungen klettern, es handelt sich um Privatland
Islandpferde heute
Islandpferde leben vollkommen frei unter den härtesten Witterungsbedingungen, die mit unseren Wetterverhältnissen nicht zu vergleichen sind. Gerade weil die Islandpferde keine Stallhaltung kennen, sind sie so robust und widerstandsfähig.
Nachdem die Pferde den Sommer völlig frei in der Natur verbracht haben, erfolgt im Herbst dann traditionell der Abtrieb. Diese ist sowohl für die Einheimischen als auch zunehmend für Touristen ein großartiges Ereignis und hat den Charakter eines Volksfestes.
Der 1. Mai gilt international als der Tag des Islandpferdes.
Nach dem bereits gelesenen wird es vielleicht erstaunen, dass man in Island auch Pferdefleisch isst und dass manche Pferde nur für den menschlichen Verzehr gezüchtet werden.
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