Lavahöhlen

Lavahöhlen sind prinzipiell alle Höhlen, die aus vulkanischem Gestein gebildet wurden. Dazu zählen beispielsweise Höhlen, die durch Erosion oder Spaltenbildung entstanden sind.

Hier soll es aber vor allem um Lavahöhlen gehen, die durch vulkanische Prozesse entstanden sind. Eine auf Island häufige Form ist der Lavatunnel.

Lavatunnel

Lavatunnel (lava tubes) werden auch als Lavaröhren oder Lavagrotten bezeichnet. Lavatunnel sind auf Island recht häufig zu finden. Sie entstehen durch Verkrustung in einem Lavastrom relativ nahe am Eruptionsort. Eine weitere Form der Entstehung sind Pāhoehoe-Flüsse, die weiter entfernt vom Eruptionspunkt vorkommen und auf die hier nicht eingegangen wird.

Entstehung

Lavatunnel bilden sich, wenn ein fließender Lavastrom an der Oberfläche abkühlt und eine feste Kruste entsteht. Voraussetzungen für das Entstehen von Lavatunnels sind ein geringer Neigungswinkel (unter 5 Grad) und eine geringe Viskosität der Lava, die Lava muss also relativ dünnflüssig sein. Sie sind deshalb meist in der Nähe von Schildvulkanen zu finden.

Im Inneren des Stroms fließt die Lava am schnellsten, an der Außenseite, die auch der Umgebung ausgesetzt ist, erkaltet sie somit schneller. Unter der zunächst oben gebildeten Kruste fließt die Lava weiter, allmählich bilden sich auch an den Seiten des Lavastromes Wände aus erkalteter Lava. Durch die fließende Lava wird auch der Untergrund, auf dem sie fließt, geschmolzen und der Lavastrom sinkt tiefer in den Boden.

Wenn der Vulkanausbruch und damit der Lavanachschub endet, ist die Temperatur des flüssigen Gesteins in der entstandenen Röhre immer noch so hoch, das die Lava größtenteils ausfließen kann. Zurück bleibt ein langer Tunnel aus Lavagestein. Oft ist die Decke dieser Röhre allerdings nicht stabil und stürzt innerhalb kurzer Zeit vollständig ein, statt einer Höhle entsteht ein langer Graben.

Aussehen

Lavatunnel werden bis zu 30 Meter breit und 15 Meter hoch. Die längsten auf der Erde gefundenen Lavatunnel sind auf Hawaii und erreichen eine Länge von über 65 Kilometern. In Island wurden 5 Kilometer lange Lavaröhren gefunden.

Manchmal sind in den Hohlräumen auch brennbare Gase eingeschlossen. Wenn durch Deckeneinbrüche Sauerstoff hinzukommt, entzündet sich das Gasgemisch. Dabei können Temperaturen von über 1.000°C auftreten. Die Wände der Höhle werden teilweise nochmals angeschmolzen und kleine ‚Lavatropfsteine‘ entstehen.

Lavatunnel auf Island

In Island gibt es bis zu 5 Kilometer lange Lavahöhlen. Im Gebiet der Eldhraun nördlich von Kirkjubæjarklaustur und nördlich des Laufbalavatn-Sees befinden sich mehr als 200 Höhlen. Die Laufbalavatnshellar erstrecken sich über mehr als 5 Kilometer und 14 km². Diese Gegend liegt aber fernab jeder Straße und ist sehr schwer zu erreichen.

Das Höhlensystem Surtshellir-Stefánshellir im Lavafeld Hallmundarhraun liegt dagegen in der Nähe von Húsafell und ist einfach zu erreichen.

Raufarhólshellir

Die Raufarhólshellir liegt in der Nähe von Reykjavík und ist deshalb für Touristen sehr schnell zu erreichen. Der Lavatunnel entstand vor etwa  5.600 Jahren. Sein Ursprung liegt 10 Kilometer bergauf  und war Teil der Leitahraun-Eruption.

Die Höhle war bis 2016 frei zugänglich, musste dann aber wegen Verschmutzung und Vandalismus durch die Besucher geschlossen werden. Sie wurde ‚renoviert‘, dabei mussten mehrere Tonnen Müll entfernt werden. Heute kann sie in Form von Führungen besichtigt werden.

Die Höhle diente als Drehort für den Film Noah aus dem Jahr 2014.

Weitere Informationen finden sie auch unter Raufarhólshellir inm Bereich Reiseziele.

Surtshellir-Stefánshellir

Das Höhlensystem von Surtshellir und Stefánshellir gehört zusammen, ist aber wegen eines Einsturzes von 35 Metern Länge in zwei Teile gespalten. Der Name kommt entweder von Feuerriesen Surtur oder von hellirin sortur (schwarze Höhle).

Die gesamte Länge beträgt ungefähr 3,5 km, davon 1.970 Meter in der Surtshellir und 1.500 Meter in der Stefánshellir. Zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Punkt des Systems liegen nur 18 Meter Höhenunterschied. Die maximale Breite liegt bei 27 Metern. Die Dicke der Höhlendecke schwankt zwischen 8 und 0 Metern.

Man kann an mehreren Stellen in das System einsteigen.

Schon in den isländischen Sagas wird die Höhle mehrfach erwähnt, zum Beispiel in der Sturlunga Saga (12./13. Jahrhundert). Dort werden Ausgestoßene in der Höhle erwähnt.

weitere Lavahöhlen

Weitere Lavahöhlen in Island mit mehr als 1.200 Metern Länge:

  • Laufbalavatn – 5.012 Meter
  • (Surtshellir-Stepánshellir – 3.500 Meter)
  • Kalmanshellir – 4.012 Meter
  • Idrafossar – 1.913 Meter
  • Vidgelmir – 1.584 Meter
  • Hulduhellir – 1.500 Meter
  • (Raufarhólshellir – 1.360)